Monatsstatistik Juni 2023: Schweiz gerät ins Hintertreffen
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe verzeichnete im Juni bei den geplanten Investitionen im Vergleich zum Vorjahresmonaten einen Einbruch von gesamthaft 38,0 Prozent. Heftig fiel der Abschwung in der Deutschschweiz aus (-53,8%), während die Romandie und das Tessin zulegen konnten. Von den Segmenten war der Rückgang beim Wohnbau ausserordentlich hoch, rückläufig war auch der Bürobau.
Quelle: Clou Architekten AG
Die geplante Summe für den Bau von Mehrfamilienhäusern reduzierte sich im Juni derart, dass auch das Halbjahresergebnis ins Minus kippte.
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe verzeichnete einen schlechten Monatsabschluss. Die auf Basis von Gesuchen ermittelte Bausumme ging im Vergleich zum Vorjahresmonat gesamthaft um 38,0 Prozent zurück, allerdings unter Berücksichtigung der Basiseffekts aufgrund des Rekordwerts im Vorjahr. Das Ergebnis im Juni bestätigte den Negativtrend. Den Mai ausgenommen ging die Summe für Hochbauprojekte seit Anfang Jahr stetig zurück. Entsprechend befand sich die im Jahr aufgelaufene Bausumme (Year to Date – YTD) Ende Juni im Vergleich zum Vorjahresstichtag 6,8 Prozent im Minus.
Grosse Bauregionen ohne Dynamik
Vom Abschwung betroffen war allein die Deutschschweiz, und er fiel dort heftig aus (-53,8%). Im Vergleich zum Mai betrug das Minus 43,5 Prozent. Zum schlechten Ergebnis beigetragen haben insbesondere die grossen vier Bauregionen, in denen im Durchschnitt rund zwei Fünftel des schweizweit investierten Volumens verbaut werden. Gemäss Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH ging in St.Gallen die geplante Bausumme zum Vorjahresmonat um 24,0 Prozent zurück (Bern: -40,8%; Aargau: -67,3%).
Das Ergebnis trübte aber vor allem der Kanton Zürich, wo die Bausumme um 70,5 Prozent abschmierte auf einen absoluten Tiefstwert der letzten zehn Jahre. In der Welschschweiz lag die Bausumme dagegen 23,1 Prozent über dem Vorjahresmonat. Als Wachstumsstützen erweisen dürften sich laut den Junizahlen sowohl Genf (+117,8%) als auch das Waadtland (+53,8%). Stabil war die Entwicklung im Tessin (+0,9%). Auch im Vergleich zum Fünfjahresschnitt erreichte dort die geplante Hochbausumme einen stattlichen Wert (+17,3%).
Düstere Aussichten beim Wohnbau
Bei der Segmentbetrachtung ins Auge fällt die rückläufige Wohnbautätigkeit. Um 42,3 Prozent sackten die Investitionen in Wohngebäude ab. Das gewichtige Segment Mehrfamilienhäuser (MFH) verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr sogar ein Minus von 46,5 Prozent. Auch unter Berücksichtigung des Basiseffekts verdüstern sich die Aussichten des Segments, in das im Durchschnitt Dreiviertel der Wohnbauinvestitionen fliessen. Denn die Summe für Mietwohnungsbauten blieb 31,1 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Und nachdem der YTD-Wert im Mai noch positiv war, drehte die Summe im Juni deutlich ins Minus (-8,7%), was der Auftragslage einen Dämpfer verpassen dürfte.
In den Abwärtssog geriet auch die geplante Summe für den Bau von Einfamilienhäusern (EFH: -29,6%). An der desolaten Lage konnten auch die anderen Bereiche wenig ändern, denn positive Beiträge blieben grösstenteils aus. Investitionen in Gebäudeparks von Industrie und Gewerbe sowie in Bauten von Land- und Forstwirtschaft erreichten den Vorjahreswert bei Weitem nicht (-56,6%). Immerhin war das Zwischenergebnis des Segments positiv (YTD: +8,9%). Auch für Bürobauten sind deutlich geringere Investitionen geplant als noch im Vorjahresmonat (-35,1%), was sich auch negativ im Halbjahresergebnis niederschlug (YTD: -47,1%).
Statistischer Ausreisser möglich
Lichtblicke sind das Gastgewerbe (+43,2%) sowie Hochbauten für Freizeitaktivitäten (+3,2%). Als Stütze erweisen dürften sich auch Infrastrukturbauten (+48,2%). Zurückhaltend zeigte sich die öffentliche Hand im Juni bei geplanten Bauten im Bereich des Gesundheits-wesens (-46,9%), was zum unterdurchschnittlichen Halbjahresergebnis des Segments führte (YTD: -10,9%). Dafür sind hohe Summen in Bauten für Bildungs- und in Forschungseinrichtungen vorgesehen (+93,9%), wobei das antizyklische Investitionsgebaren der öffentlichen Hand der Baubranche zupasskommen dürfte (YTD: +78,5%).
Zu hoffen bleibt, dass es sich bei den schlechten Juni-Zahlen in der Deutschschweiz um statistische Ausreisser handelt, und dass die künftige Bautätigkeit nicht übermässig beeinträchtigt wird.