Monatsstatistik Juli 2022: Hochbau im Tief
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe kann im Juli die positiven Ergebnisse der Vormonate nicht bestätigen. Im Gegenteil. Beim Hochbau vollzog sich ein Absturz, den es in den letzten zehn Jahren im Juli in diesem Ausmass noch nie gegeben hat.
Quelle: Stefan Schmid
Einschneidend war der Rückgang bei der geplanten Summe für Wohn- und Gewerbebauten. Gleichwohl erreichten die Hochbauinvestitionen Ende Juli einen Rekordwert.
Die auf Basis von Gesuchen ermittelte Hochbausumme brach im Vergleich zum Vorjahresmonat gesamthaft um 22,5 Prozent ein. Wenig besser sieht es im Vergleich zum Vormonat aus (-14,5 %). Dank aussergewöhnlichen Wachstumsraten zuvor befand sich der Dreimonatsmittelwert der Hochbausumme 2,9 Prozent im Plus, während der langjährige Durchschnitt bei weitem verpasst wurde. Einen Hoffnungsschimmer bildet die Zahl geplanter Bauprojekte (+1,8 %).
Wohnbau: Höchst und Tiefst
Die Summe derart wuchtig in die Miesen gedrückt hat die Entwicklung des Wohnbaus. Nach Monaten mit hohen zweistelligen Wachstumsraten ist die geplante Bausumme gesamthaft um 29,0 Prozent zusammengesackt. Gross war die Zurückhaltung der Investoren bei den Mehrfamilienhäusern (MFH).
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging die Bausumme um 32,8 Prozent zurück, was es wegen des Bezugswerts des Vorjahres allerdings zu relativieren gilt, denn im zehnjährigen Betrachtungszeitraum handelte es sich um einen Rekordwert. Dennoch fiel die Summe geplanter MFH-Projekte im Juli auf den tiefsten Wert der Zeitreihe, wie aus Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH hervorgeht. Auch im Vergleich zum Vormonat war die Veränderungsrate tiefrot (-24,8 %).
Bei den Einfamilienhäusern ist die Abschwächung zwar weniger einschneidend, doch hat sich im Juli nach Monaten der Stagnation das Tempo des Rückgangs beschleunigt (-15,8 %; Vormonat: -4,3 %). Gesamthaft befand sich die im Jahr aufgelaufene Summe des Wohnbaus (Year to Date – YTD) noch 2,1 Prozent im Plus, vor allem weil für das MFH-Segment das erste Halbjahr gut verlief (YTD: +3,5 %), während das EFH-Segment (YTD: -1,4 %) schwächelte.
Industrie zurückhaltend
Die geplanten Investitionen in den Gebäudepark zurückgefahren haben im Juli auch Industrie- und Gewerbefirmen (-35,7 %), was Folgen hatte für den Jahresverlauf. Die entsprechende Summe drehte vom Plus im Vormonat ins Minus (YTD: -4,5 %). Der Bürobau überraschte im Juli erneut positiv (+1,2 %), sodass das Segment vor einem soliden Wachstum stehen dürfte (YTD: +34,3 %).
Für die Baukonjunktur als Stütze erweisen sich die Investitionen der öffentlichen Hand. Die Summe für den Bau von Schulen konnte letzten Monat zulegen (+11,0 %). Auch ist wieder ein höheres Bauvolumen im Bereich des Gesundheitswesens geplant. Der Monatswert erhöhte sich um 41,5 Prozent, wobei sich die geplanten Investitionen vielversprechend entwickelten (YTD: +71,7%), wenn auch der langjährige Durchschnitt nicht erreicht wurde.
Das Tourismussegment verzeichnete einen überaus positiven Monat (+44,1%), die Bausumme übertraf sogar den langjährigen Durchschnitt um das Doppelte. Auch war der YTD-Wert (-6,8 %) im langjährigen Vergleich nicht allzu schlecht.
Marke von über 30 Milliarden
In den Sprachregionen geriet die Bausumme vor allem in der Deutschschweiz ins Hintertreffen (-25,5 %), unter Einbezug des hohen Vorjahreswerts allerdings. Im Jahresverlauf war das Ergebnis in der Deutschschweiz überdurchschnittlich (YTD: +4,1%), auch über die letzten zehn Jahre betrachtet. In der Romandie hielt sich im Juli die Abschwächung in Grenzen (-4,9 %; Vormonat: -17,1%), die YTD-Summe blieb aber im Plus (+3,3 %).
Die italienische Schweiz setzte letzten Monat den Rückwärtsgang fort (-33,9 %), was auch im Jahresverlauf zum Ausdruck kam (YTD: -23,4 %). Doch ist die Summe im Zehnjahresvergleich aussergewöhnlich. In der Gesamtbetrachtung über alle Segmente beziehungsweise Regionen bleibt der Ausblick für die künftige Bautätigkeit vorerst positiv (YTD: +2,2 %). Und: Erstmals in der letzten Dekade überstieg die Hochbausumme im Juli den Rekordwert von 30 Milliarden Franken.