Monatsstatistik August 2021: Krise scheint abgehakt zu sein
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe konnte die Scharte vom Vorjahresmonat wieder auswetzen. Die auf Basis von Gesuchen ermittelte Bausumme erhöhte sich um 63,0 Prozent auf den zweithöchsten Wert der letzten zehn Jahre. Die Zahl der Gesuche für Hochbauten konnte in der Zeitreihe der letzten zehn Jahre erstmals die 5000er-Marke knacken.
Quelle: Stefan Schmid
Der Bau von Mehrfamilienhäusern nimmt wieder Fahrt auf. Bild: Nicht weit von der Landiwiese ist direkt am Zürichsee ein neues Wohn- und Geschäftshaus im Bau.
Nun zeichnet sich eine breit abgestützte Erholung ab. Noch im Vorjahr dämpfte die schlechte Stimmung die Zukunftserwartungen, was auf die Investitionsbereitschaft mit einer weit unterdurchschnittlichen Bausumme durchschlug.
Deutschschweiz erhöht Tempo
Wachstumsimpulse gehen von den meisten grossen Bauregionen aus, allen voran vom Kanton Zürich. Deutliche Zuwächse verzeichneten auch die Kantone Aargau, Graubünden, St. Gallen, Schwyz, und Thurgau, was schliesslich in der Deutschschweiz beim Monatswert der Bausumme zu einem Plus von 90,2 Prozent führte.
In der Romandie resultierte bei der Bausumme dagegen nur ein Plus von 4,2 Prozent. Das Ergebnis getrübt hat vor allem der für die Bauwirtschaft bedeutende Kanton Waadt. Bei der geplanten Summe war die Veränderungsrate wie bereits im Vormonat stark negativ (-49,7 %), auch der Kanton Neuenburg verlor deutlich an Terrain (-48,4 %).
Gut behaupten konnte sich die italienische Schweiz. Im Tessin erhöhte sich die Summe um 80,8 Prozent, was dem Dreimonatsdurchschnitt zu einem Plus von 25,0 Prozent verhalf. Die im Jahr aufgelaufene Summe (Year to Date – YTD) lag per Ende August in allen Landesteilen im Plus.
Wohnbau legt nach
Als Treiber der Hochbautätigkeit erweist sich der Wohnbau. Gesamthaft erhöhte sich das geplante Bauvolumen um die Hälfte, was vor allem an der Entwicklung im Segment Mehrfamilienhäuser (MFH) lag. Zwar schwächte sich die Bausumme im Vergleich zum Vormonat leicht ab, doch erreichte die MFH-Summe gegenüber dem Vorjahreswert ein Plus von 63,4 Prozent.
Bei den Einfamilienhäusern (EFH) scheint sich der Boom etwas abzuschwächen. Im Vergleich zum Juni ging die Segmentsumme um 20,4 Prozent zurück. Die Zuwachsrate des Segments betrug gegenüber dem Vorjahresmonat aber immer noch 17,9 Prozent. Zudem legte die geplante YTD-Summe des EFH-Segments doppelt so stark zu wie jene für Mehrfamilienhäuser.
Industrie öffnet die Schatulle
Ein Wachstumstreiber dürfte auch die Industrie sein. Das Vorjahr war geprägt von einem Wechselbad von Pessimismus und Hoffnung mit entsprechend schwankenden Investitionen in den Gebäudepark, was bei der geplanten Bausumme noch nachwirkt. Diese kletterte vom tiefsten auf den zweithöchsten Wert der letzten zehn Jahre.
Auf eine stabile Entwicklung bei den Bauvorhaben von Industrie- und Gewerbeunternehmen deuten der Dreimonatsdurchschnitt, der im Vergleich zum Vorjahreswert ein Plus von 50,4 Prozent verzeichnete sowie der Fünfjahresdurchschnitt (+23,6 %). Gesamthaft dürfte sich die Auftragslage in diesem Segment ausserordentlich gut entwickeln (YTD: +29,3 %).
Bürobau besser als gedacht
Noch nicht in die Wachstumszone zurückgefunden hat der Bürobau. Doch mit einem Minus von 6,2 Prozent kann das Segment den Rückgang im August in Grenzen halten. Das Investitionsvolumen erreichte sogar fast den Vorjahreswert (YTD: -2,7 %).
Den Fortgang der Erholung beschleunigen dürften Projekte der öffentlichen Hand, allerdings wird dies nur segmentweise der Fall sein. Bauunternehmen können mit mehr Aufträgen für Schulen rechnen (YTD: +76,6 %), aber deutlich weniger für Bauten des Gesundheitswesens (YTD: -40,7 %). Positiv entwickelte sich das Gastgewerbe (YTD: +27,2 %), ausserdem sind deutlich mehr Freizeit- und Sportanlagen geplant (YTD: +54,4 %). Falls die Varianten des Coronavirus‘ in den nächsten Monaten nicht allzu stark grassieren und die Eindämmungsmassnahmen Wirkung zeitigen, liesse sich bereits von einer gewissen Normalisierung der Baukonjunktur sprechen.