Monatsstatistik April 2020: Wohnbau trotzt der Krise
Die Bausumme der geplanten Objekte in der Deutschschweiz entwickelte sich im April trotz der Lockdown-Massnahmen überraschend positiv. Im Vergleich zum schwachen Vorjahresmonat stieg sie um 10,4 % auf den zweithöchsten Wert der letzten fünf Jahre, doch lag damit immer noch um 6,9 % unter dem Mittel der letzten neun Jahre.
Seit Mitte März haben einige Kantone als Folge des Corona-Virus die Publikation von Baugesuchen grösstenteils oder ganz sistiert. Ein entsprechend lückenhaftes Bild zeichnen die April-Daten der Baublatt-Herausgeberin Docu Media GmbH für die West- und Südschweiz. Die nachfolgende Analyse der Baueingaben fokussiert deshalb auf den deutschsprachigen Landesteil, für den belastbare Aussagen möglich sind.
Die Deutschschweizer Bausumme der geplanten Objekte entwickelte sich im April trotz der Lockdown-Massnahmen überraschend positiv. Im Vergleich zum schwachen Vorjahresmonat stieg sie um 10,4% auf den zweithöchsten Wert der letzten fünf Jahre, doch lag damit immer noch 6,9% unter dem Mittel der letzten neun Jahre. Die Erholung der projektierten Bausumme nach verhaltenem Jahresstart (März: -2,4%; Februar: -10,5%, Januar: -22,5%) ist angesichts der ausserordentlichen Rahmenbedingungen bemerkenswert.
Im aufgelaufenen Jahr (YTD) liegt die Bausumme der geplanten Objekte damit allerdings immer noch 7,8% unter der Vergleichsperiode 2019. Trotz der Corona-Krise zog auch die Anzahl der Baugesuche nach kurzer Seitwärtsbewegung wieder an: Die Zunahme gegenüber Vorjahr betrug im April +2,0% (März: -0,1%; Februar: +7,9%, Januar: +7,6%). Für das aufgelaufene Jahr lag die Anzahl der Baueingaben 4,1% über der Summe der ersten vier Monate 2019.
Quelle: Gabriel Diezi
Der April brachte viele Baueingaben für grosse Renditeobjekte: Neue Projekte für Grossbaustellen wie das Glasi-Areal Bülach (Bild) sind in der Pipeline.
In den einzelnen Kantonen der Deutschschweiz entwickelte sich die geplante Bausumme im April auffallend heterogen. Markante Rückgänge gegenüber dem Vorjahresmonat mussten neben dem Schwergewicht Zürich (-22,6 %) insbesondere auch die Kantone Aargau (-22,4 %), Luzern (-20,6 %) und St. Gallen (-13,7 %) hinnehmen. Dagegen wiesen Bern (+23,7 %) und Thurgau (+18,1 %) starke Zuwächse aus. Angesichts der Corona-Krise überraschend gut hielten sich im April die beiden Tourismuskantone Wallis (-1,7 %) und Graubünden (Verdoppelung der geplanten Bausumme aufgrund von Sonderfaktoren). In der regionalen Betrachtung fällt im aufgelaufenen Jahr (YTD) der Kanton Luzern ab, in dem sich die geplante Bausumme beinahe halbiert hat. Zu den Verlierern zählen in der YTD-Betrachtung aber auch die Kantone St. Gallen (-22,7 %), Wallis (-15,4 %), Bern (-14,4 %), Zürich (-9,6 %) und Graubünden (-4,7 %).
Grosse Renditeobjekte stützen
Als äusserst stabiler Pfeiler präsentierte sich im April das Deutschschweizer Wohnbausegment. Bei den mehrgeschossigen Renditeobjekten (MFH) legte aufgrund zahlreicher Grossprojekte die geplante Bausumme im Vorjahresvergleich kräftig zu (+16,2 %), während sich die Anzahl der Baueingaben nur unwesentlich erhöhte (+0,5 %). Gleichzeitig wurden deutlich mehr Einfamilienhäuser (EFH) projektiert (+8,1 %), die geplante Bausumme in diesem Segment stieg um 7,6 %. Im aufgelaufenen Jahr (YTD) schrumpfte das MFH-Segment trotz des starken Aprils auf hohem Niveau (Bausumme: -7,0 %; Anzahl: -0,4 %), während das EFH-Segment zulegen konnte (+4,6 %; +8,4 %).
Obwohl die touristischen Bauinvestitionen in der Deutschschweiz im April nur knapp unter dem langjährigen Mittel lagen, nahmen sie YTD um knapp einen Fünftel ab. Einen Rückgang um 6,1% verzeichnete im laufenden Jahr auch der Industrie- und Gewerbesektor, obwohl im letzten Monat die geplante Bausumme auf den höchsten Stand der letzten zehn Jahre angestiegen war. Die Bausumme im Bürosektor erhöhte sich YTD um 10,3 %, daran konnte auch der sehr bescheidene April-Wert nichts ändern.