Möbelgeschichten
Der Designer Robert Wettstein gestaltet seit den 80er-Jahren Möbel. Objekte, die Geschichten erzählen und Überraschendes offenbaren. Bis zum 11. Juni sind seine Werke in der Galerie am Hirschengraben in Zürich zu sehen.
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Die Galerie am Hirschengraben wird von Ruedi Rock betrieben, der das gleichnamige Vintage Design-Geschäft im Haus betreibt. Er hat Robert Wettstein eine Carte blanche gegeben, damit er den Ausstellungsraum möbliere. Der Zürcher Designer hat dankend angenommen, und in gemeinsamer Arbeit ist eine Ausstellung entstanden. "Möbliert" heisst sie, und ihr einfacher, fast lapidarer Titel nimmt Bezug zu Inseraten, bei denen die Inneneinrichtung zwecks Mehrwert eines Zimmers gleich mitvermittelt wird. Die neuen Mieter müssen sich dabei einer Ästhetik aussetzen, die möglicherweise nicht die ihre ist. Der Vermieter wiederum exponiert sich gleichzeitig mit seiner Möbelwahl, um die Gunst der neuen Mieter zu gewinnen. Die Präsentation will diese Wechselwirkung zwischen Nutzer und Gestalter offenlegen und damit eine Komplizenschaft eingehen.
Robert Wettstein erzählt mit seiner Möblierung Geschichten und lässt dadurch auch einen Einblick in seine Biografie zu. Der Sessel "Papierdiamant Pippa" beispielsweise ist eine Referenz von Robert Wettstein an seine Schulzeit in der Rudolf Steiner Schule, die ihn ästhetisch geprägt hat. Das diesjährige 150-Jahre-Jubiläum von Rudolf Steiner führte ihn zu einer Auseinandersetzung mit Steiners organischer Architektur in Bezug auf das Möbeldesign. Der Sessel ist zugleich eine konsequente Weiterentwicklung der Papierpolstermöbel-Serie, die Wettstein seit der Ausstellung "Minimal Animal" 1993 in der Galerie Dilmos in Mailand verfolgt.
Der ausgebildete orthopädische Techniker wurde in den späten 80er-Jahren als Designer aktiv. Er produziert und vertreibt Objekte in Kleinserien in Eigenregie. Daneben arbeitete er immer wieder für Firmen, darunter das deutsche Label Anthologie Quartett. (ka)