Moderne Baumaschinen verboten
Im süddeutschen Messkirch wird eine neue Klosterstadt erstellt. Die Bauzeit beträgt 40 Jahre. Der Grund: Es dürfen keine modernen Baumaschinen eingesetzt werden. Nur mittelalterliche Methoden sind zugelassen.
Auf der Grossbaustelle in Messkirch, einer Kleinstadt in Baden-Würtenberg mit gerade mal 8128 Einwohnern, sind weder moderne Baumaschinen noch Beton oder Stahl erlaubt. Auch der übliche Zeitdruck einer Baustelle fällt weg. Gebaut wird nämlich nach mittelalterlicher Art. Und zwar eine Klosterstadt der Karolinger Zeit. Vorbild für das riesige Projekt ist der berühmte Klosterplan von St. Gallen, der Anfang des 9. Jahrhunderts auf der Bodenseeinsel Reichenau entstanden ist und seit 830 nach Christus in der Stiftsbibliothek von Sankt Gallen liegt. Tatsächlich wurde der ursprüngliche Klosterplan nie in seiner Gesamtheit realisiert. Jetzt, fast 1200 Jahren später, soll der Plan in einer Bauzeit von rund 40 Jahren umgesetzt werden. Für den Bau werden ausschliesslich Stein, Lehm und Holz, das vor Ort gewonnen wird, verwendet.
Realisiert wird die Anlage „Campus Galli“ in direkter Nähe von Messkirch, nur 20 Kilometer Luftlinie vom Bodensee entfernt. Die Klosteranlage wird – wie es früher üblich war – aus dem Wald heraus entstehen, man wird also auf einer Grundfläche von 8 Hektar langsam die Stadt aus dem Wald „herausschlagen“. Hinzu kommen noch Weidefläche, Parkplatz und sonstige Nebenflächen, sodass das Gesamtgebiet etwa 28 Hektar umfassen wird. Derzeit erfolgt die Herstellung der Grundinfrastruktur für die Baustelle. Darüber hinaus hat man damit begonnen, Teile der Handwerkerhütten vorzubereiten, die historischen Kleidungsstücke für die Handwerker zu nähen und tausende von Holzschindeln zu produzieren. All diese vorbereitenden Massnahmen werden dazu beitragen, dass die Baustelle historisch hergerichtet werden kann, sodass binnen weniger Wochen dank dieser Vorfertigung originalgetreu eine mittelalterliche Baustelleneinrichtung entsteht. Ein Beirat, bestehend aus Wissenschaftlern aus den Fachrichtungen Architektur, Archäologie und Historie, wird die Baustelle begleiten, um den Baufortgang zu prüfen und die nächsten Bauabschnitte zu planen. Denn wichtig ist, dass die Baustelle den strengen Anforderungen der Wissenschaft standhält, damit die Originaltreue der Anlage gewährleistet ist. (ffi/mgt)
Info
Die Anlage ist für Besucher geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 und für Kinder 6 Euro. Dafür haben sie die Gelegenheit, den Handwerkern über die Schultern zu schauen, die Entwicklung der Klosteranlage zu verfolgen, oder sogar selbst auf der historischen Baustelle mitzuarbeiten. (ffi/mgt)