Mit den Augen Julius Cäsars
Wer zum ersten Mal in Rom ist, kommt um das Forum Romanum nicht herum. Die Ruinen, die einst das Zentrum des römischen Reichs waren, faszinieren seit Jahrhunderten. Doch wie hat es dort zurzeit von Julius Cäsar ausgesehen? Dies will ein Wissenschaftlerteam der Berliner Humboldt-Universität mit einem 3D-Modell zeigen.
Während knapp tausend Jahren war Rom die Hauptstadt eines über Jahrhunderte gewachsenen Weltreiches. Und beim Forum Romanum befand sich sein Machtzentrum. Das bereits im fünften Jahrhundert vor Christus mit Heiligtümern und später auch mit weltlichen Repräsentations- und Regierungsgebäuden umgebene Rechteck hatte unter Julius Cäsar im letzten vorchristlichen Jahrhundert seine Vollendung erreicht. Nach dem Jahr 500, während der Völkerwanderung, zerfiel der prachtvolle Platz. Lediglich die als Kirchen umgenutzten Gebäude wie die Curia und der Tempel des Antonius und der Faustina blieben in ihrer Bausubstanz unangetastet.
Wegen der bewegten Baugeschichte über Jahrhunderte birgt jede Rekonstruktion, ob als Modell oder als Zeichnung, das Problem, dass Unklarheiten oder auch Vermutungen nur schwer herausgehoben werden können. So gehen Rekonstruktionen oft über solche Unschärfen hinweg. Im günstigen Fall sind sie eine Momentaufnahme im Rahmen eines grossen Zeitraums.
Mehr als eine Momentaufnahme
Die Arbeitsgruppe Digitales Forum Romanum der Humboldt-Universität zu Berlin versucht nun mit einem wissenschaftlichen digitalen 3D-Modell einen offenen Weg zu gehen. Probleme sollen dabei nicht versteckt, sondern thematisiert werden. Mit einem 3D-Konzept können wohl auch Interpretationen zugelassen und angemessen dargestellt werden. „Es geht uns darum zu zeigen, was wir vom antiken Forum wissen – aber auch was wir nicht wissen“, erläutert die Projekt-Leiterin Susanne Muth. Eine weitere Herausforderung sei es, die dynamische Entwicklung dieses urbanen Raumes über ein Jahrtausend hinweg „erstmals nahsichtig zu visualisieren“.
Die 3D-Rekonstruktion ist ein auf mehrere Jahre ausgerichtetes Forschungsprojekt, an dem neben Wissenschaftlern auch Studenten integriert teilnehmen. Später soll das 3D-Forum Romanum der Öffentlichkeit über Internet zugänglich gemacht werden. Derart umfassende 3D-Rekonstruktionen an einem Objekt, das sich immer wieder gewandelt hat, soll das nötige Wissen zur Darstellung urbanistischer Entwicklungen erweitern. Sie können als Beispiel für ähnliche Projekte dienen, um baugeschichtliche Abläufe fliessend sichtbar zu machen. (mai/mgt)
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