Millionen für grösste Schweizer Sägerei
Das grösste Sägewerk der Schweiz, Mayr-Melnhof Swiss Timber (MMTB) in Domat/Ems GR, kämpft mit massiven Schwierigkeiten. Nun will der Kanton das Werk mit einem 80 Millionen Franken schweren Sanierungspaket retten. Hinzu kommen noch ein Werkausbau (48,5 Millionen Franken) und Fördergelder (14 Millionen Franken).
Angesichts der drohenden Verlagerung des mit Kantonssubventionen gebauten Werks nach Weissrussland, hat die Bündner Regierung den Geldhahn wieder aufgedreht: Der Kanton unterstützt die Sägerei mit fast 40 Millionen Franken. Dies teilte der Volkswirtschaftsdirektor Hansjörg Trachsel anlässlich einer Medienkonferenz mit. Die Wirtschaftskrise, das Wegbrechen des USA-Marktes, explodierende Preise für Schweizer Rohholz und der harte Franken hatten dem Unternehmen derart stark zugesetzt, dass eine finanzielle Restrukturierung im Umfang von 80 Millionen Franken notwendig wurde. Sie setzt sich aus namhaften Verzichtserklärungen der Gläubiger und aus Kapitalaufnahmen zusammen, wie CEO Josef Dringel erklärte.
Der Kanton verzichtet auf die Rückforderung eines für den Aufbau des Werkes gewährten Darlehens von 9,6 Millionen Franken. Sollte MMTB eines Tages wieder gut dastehen, wird allerdings eine „Besserungsprämie“ von zehn Millionen Franken fällig.
Pelletswerk und Sperrholzproduktion
Als weitere Massnahme will das Sägewerk die Produktpalette ausbauen. Im Herbst 2011 soll eine 13,5 Millionen Franken teure Pelletsfabrik den Betrieb aufnehmen. Ende 2012 will man über eine 35-Millionen-Investition in ein Sperrholzwerk entschieden. Graubünden unterstützt beide Produktionstätten mit A-fonds-perdu-Beiträgen von 6,75 beziehungsweise 8,75 Millionen Franken. Der Kanton rechnet aber mit einem indirekten Geldrückfluss durch Mehrerträge aus dem Rohholzverkauf der Gemeinden.
Bis die Sanierung greift, führt MMTB Kurzarbeit für alle 128 Angestellten ein und fährt die Produktion von rund 480'000 Kubikmetern Rohholz auf 350'000 Kubikmeter zurück. Damit will die Sägerei den Anteil von teurem, ausländischem Holz reduzieren. Erst wenn genügend einheimisches Holz geliefert wird, soll die Produktion auf 700'000 Kubikmeter hochgefahren werden. Zur Steigerung des chronisch ungenügenden Nachschubs aus Bündner Wäldern hat der Kanton ein dreijähriges Anreizsystem geschaffen. Mit bis zu 14 Millionen Franken werden langfristige Lieferverträge zwischen MMTB und den Waldbesitzern, zu über 90 Prozent Gemeinden, gefördert.
„Zähneknirschendes Ja“
Die Dachorganisationen Wirtschaft Graubünden rangen sich zum Vorgehen des Kantons zu einem „zähneknirschenden Ja“ durch, wie sie mitteilten. Die Mehrerträge der Gemeinden aus dem Holzverkauf würden den bisherigen Beitrag des Kantons deutlich übersteigen und ein weiteres Engagement rechtfertigen. Auch die SP Graubünden findet das Vorgehen „im Prinzip richtig“. Sie fordert aber eine Offenlegung aller Investitionen der öffentlichen Hand und eine Beteiligung des Kantons am Unternehmen mit Mitspracherecht. (sda)