Mieten wird gegenüber dem Kauf einer Wohnung wieder attraktiver
Die Märkte für Eigentumswohnungen und Mietwohnung entwickeln sich zurzeit ganz unterschiedlich. Während Mieter zunehmend die Wahl haben, sehen sich Interessenten für Eigentumswohnungen gezwungen, ihre Ansprüche herunterzuschrauben.
Der Ausbruch der Finanzkrise im Herbst 2008 hat in der Schweiz auch auf dem Wohnungsmarkt neue Verhältnisse geschaffen. Die rekordtiefen Hypothekarzinsen haben den Kauf von Wohneigentum gegenüber dem Mieten deutlich attraktiver gemacht. Diese Ära scheint jetzt aber zu Ende zu gehen. Seit Mitte 2015 entwickeln sich nämlich die Mieten für ausgeschriebenen Mietwohnungen und die Preise für neue Eigentumswohnungen so stark auseinander, dass Mieten gegenüber Kaufen einst verlorenes Terrain gut macht. Das gilt vor allem für die Auswahl, wie das neueste Immo-Monitoring von Wüest & Partner zeigt. Denn während für Mieter das Angebot bei gleichzeitig sinkenden Preisen wächst, wird es für Käufer immer schwieriger, die passende Eigentumswohnung zu finden. Angebot und Nachfrage passen immer weniger zueinander, wie Wüest & Partner schreibt.
Sind in den gut erreichbaren Gemeinden kaum noch preiswerte Eigentumswohnungen ausgeschrieben, stösst das wachsende Angebot an günstigen Wohnungen in peripheren Lagen nur auf geringes Interesse.
Angebot am falschen Ort
Über die ganze Schweiz gesehen hat sich zwar der Markt für Eigentumswohnungen in den letzten Jahren kaum verändert. So können interessierte Käufer seit 2013 stets unter einem Angebot auswählen, das zu 70 Prozent aus Objekten mit einem Kaufpreis von maximal einer Million Franken besteht. Jedoch ist es aufgrund der Baulandpreise innerhalb der Preisklassen zu einer räumlichen Verschiebung gekommen. So ist der Anteil der maximal eine Million Franken teuren Objekte in vielen Grossstädten und steuergünstigen Gemeinden auf deutlich unter 30 Prozent gefallen.
Die Entwicklung wird gemäss den Prognosen von Wüest & Partner anhalten. Jüngst hätten sich nämlich auch die entsprechenden Anteile in den nahen Agglomerationsgemeinden der mittelgrossen Städte spürbar zurückentwickelt, heisst es im Bericht.
Vom Vermieter- zum Mietermarkt
Ganz anders dagegen die Entwicklung bei den Mietwohnungen. Da hat sich der Vermietermarkt im letzten Jahr zu einem Mietermarkt verwandelt. Das heisst, heute bestimmen Mieter den Markt, was auf die Preise drückt. So sind die Mieten für ausgeschriebene Wohnungen 2016 schweizweit um durchschnittlich 1,3 Prozent gesunken, und auch 2017 soll laut Wüest & Partner ein weiterer Preisrückgang um 0,9 Prozent erfolgen.
Dies auch aufgrund eines hohen Angebots. So läuft der Bau von neuen Wohnungen weiterhin auf Hochtouren. Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der angebotenen Mietwohnungen in einem Quartal von rund 115'000 auf 150'000 erhöht.
Auf der anderen Seite stellt Wüest & Partner eine nach wie vor intakte Nachfrage fest. Die rückläufige Zuwanderung wird dabei durch den häufigeren Wechsel der Mietwohnungen kompensiert. Das belebt den Markt und verstärkt sogar den Druck auf die Mieten, die sich nicht mit den Vorstellungen der Mieter decken.
Laut Wüest & Partner müssen vor allem Vermieter in Agglomerationsgemeinden umdenken. Denn erstaunlicherweise zeige sich gerade in diesen ein überdurchschnittlich hoher Anteil an inserierten Mietwohnungen, deren Mietpreise über der jeweiligen mittleren Zahlungsbereitschaft in den Suchabos liege, heisst es im Bericht. (sda)