Meyer Burger braucht Kapitalerhöhung
Der Solarindustrie-Ausrüster Meyer Burger befindet sich in einem düsteren Umfeld. Nach jahrelangem Wachstum sind im 2012 Umsatz und Aufträge eingebrochen. Unter dem Strich steht ein Verlust von 115,9 Millionen Franken. Nun braucht die Thuner Firma eine Kapitalerhöhung.
Im Mai sollen neue Aktien für 150 Millionen Franken ausgegeben werden. Ein Bankensyndikat übernimmt alle neuen Aktien und bietet sie den bisherigen Aktionären zum Kauf an, wie Meyer Burger am Montag mitteilte. Die Konditionen werden anlässlich der Generalversammlung vom 25. April bekannt gegeben. Laut Firmenchef Peter Pauli hat die unter Überkapazitäten leidende Solarindustrie ihren Tiefpunkt erreicht. Meyer Burger als Hersteller von Maschinen zur Produktion von Solarzellen, Modulen und Systemen benötige Reserven und Spielraum, um durch die Marktkrise zu kommen und um neue Technologien entwickeln zu können.
Dies ist nicht die erste Kapitalbeschaffung in letzter Zeit: Im Mai 2012 hatte Meyer Burger eine Obligationenanleihe ausgegeben. Die flüssigen Mittel haben sich 2012 dennoch praktisch halbiert auf 134,5 Millionen Franken. Zudem hat die Firma kürzlich zur Finanzierung ihres neuen Sitzes in Thun einen hypothekarisch gesicherten Kredit von 30 Millionen Franken aufgenommen.
Rund ein Drittel der Stellen gestrichen
Auch auf der Aufwandseite hat Meyer Burger gehandelt: Im März 2012 verordnete sich das Unternehmen ein Sparprogramm. Der Personalbestand sank damit im vergangenen Jahr von 2791 auf 2186 Vollzeitstellen. Die Zahl der Temporärstellen fiel von 267 auf 79. Mit dem noch laufenden Sparprogramm vom November, dem unter anderem rund 120 Vollzeitstellen in Thun zum Opfer fallen, sinkt der Personalbestand auf knapp 2000 Arbeitsplätze.
In Thun arbeiten noch rund 450 Personen für Meyer Burger, wie Finanzchef Michel Hirschi gegenüber der SDA erklärte. Dies entspricht etwa dem Bestand von vor der Übernahme der Lysser 3S, deren Aktivitäten nach Thun verlagert wurden. Auf die Frage nach einem nächsten möglichen Sparprogramm sagte Hirschi, Optimierungen blieben eine Daueraufgabe. Allerdings brauche es einen gewissen Stellenbestand, um das Angebot an Maschinen entlang der gesamten Produktionskette und damit die Strategie aufrecht erhalten zu können.
Massiv weniger Aufträge
Nach einem unmittelbaren Aufschwung sieht es nicht aus: Der Auftragseingang ist 2012 auf 223,4 Mio. Fr. gefallen. Im Vorjahr waren es 876,8 Mio. Fr. gewesen. Meyer Burger konnte noch stark von Aufträgen aus dem Jahr 2011 zehren, weil die Umsätze erst verbucht werden, wenn die Maschinen abgenommen worden sind. Dennoch halbierte sich der Gesamtumsatz auf 645,2 Millionen Franken. Auf dem Ergebnis lasteten Abschreibungen von 102,2 Mio. Franken, die vor allem auf gekaufte Firmen zurückgehen. Demgegenüber sank die Steuerlast. Und mit den angekündigten Sparmassnahmen drückt Meyer Burger die Aufwände um 50 bis 60 Mio. Franken. Trotzdem sieht es auch im 2013 nach einem weiteren Jahr mit roten Zahlen aus: Meyer Burger rechnet mit einem Umsatz von rund 400 Mio. Franken. Die operative Gewinnschwelle liege aber bei gegen 500 Mio. Fr. Umsatz.
Allerdings zeigt sich CEO Paul langfristig zuversichtlich: Der Trend gehe auch in Wachstumsmärkten wie Indien zu erneuerbaren Energien und insbesondere zum Solarstrom. Die Kapitalerhöhung solle dazu beitragen, dass Meyer Burger die technologische Marktführung verteidigen könne und bereit sei, wenn das Geschäft der Solaranlagen-Hersteller wieder anziehe. (mai/sda)