Mehrfamilienhaus in Weissenhorn mit 3D-Betondruck erstellt
Die Wohnungen des Mehrfamilienhauses in der bayrischen Stadt Weissenhorn sind bereits bezogen. Das Besondere: Das Haus wurde grösstenteils mit 3D-Betondruck gebaut. Das Pilotprojekt für die additive Fertigung bei Wohnbauten könnte wegweisend sein.
Quelle: Rupp Gebäudedruck GmbH
Mit 3D-Betondrucker lassen sich mehrere Arbeitsschritte auf einmal erledigen. Beim Aufbau der Wände werden gleichzeitig Hohlwände und Kanäle für Elektro- und Sanitärleitungen ausgespart.
Das Mehrfamilienhaus im Ortsteil Wallenhausen der Stadt Weissenhorn mit gesamthaft 380 Quadratmetern Wohnfläche präsentiert sich in der klassischen Form mit Satteldach, das wegen des Ortbilds mit Biberschwanzziegeln gedeckt ist.
«Der 3D-Betondruck ermöglicht uns eine material- und kostensparende Bauweise, so dass möglichst keine Rohstoffe verschwendet werden», betont Sebastian Rupp, der zusammen mit seinem Bruder Fabian die Rupp Gebäudedruck GmbH betreibt, und das Haus gebaut hat. Beide haben sich dem Betondruck verschrieben und wollen die Technik massentauglich machen, um so das Bauen insgesamt nachhaltiger zu gestalten. Das Verfahren soll sich für Bauherrschaften auszahlen und die Umwelt schonen.
Für Planer und Architekten eröffnen sich mit dem 3D-Druck neue Möglichkeiten beim Design. «Dem Drucker ist es egal, ob er gerade oder geschwungene Wände drucken soll, glatte oder raue Oberflächen», sagt der Meister im Maurer- und Betonbauerhandwerk, Fabian Rupp. Auch Überhänge seien problemlos möglich und gedruckt günstiger als beim konventionellen Verfahren, die oft eine Sonderschalung erforderten.
Quelle: Rupp Gebäudedruck GmbH
Der Rohbau des Hauses im Ortskern von Weissenhorn-Wallenhausen südlich von Ulm wurde mit einem 3D-Betondrucker ausgeführt.
Zeit für Rohbau lässt sich verkürzen
Weitere Vorteile sieht Rupp bei der Planungssicherheit. Trocknungs- oder Wartezeiten liessen sich mittels 3D-Technik optimieren, etwa um nachfolgende Gewerke besser in den Gesamtprozess integrieren zu können. Da der Drucker Aussparungen für Sanitär- und Elektroleitungen berücksichtigt, erübrigt es sich, dass Kanäle später herausgebrochen oder geschlitzt werden müssen.
Insgesamt resultiert gemäss Fabian Rupp beim Rohbau eine nicht unerhebliche Zeitersparnis. «Da der Drucker mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde arbeitet, kann ein typisches Einfamilienhaus beispielsweise in durchschnittlich 48 Stunden fertig gedruckt sein.» Davon sind die Rupp-Brüder überzeugt. Die Technik könne sich als Alternative zu Fertighäusern etablieren.
Mit gängiger CAD-Software gesteuert
Beim Mehrfamilienhaus in Wallenhausen handelt es sich um ein Politprojekt, das zeigen sollte, wie der 3D-Betondruck funktioniert kann und welche Herausforderungen noch zu meistern sind. Es ist das erklärte Ziel beider Brüder, irgendwann ein solches Haus komplett aus dem Drucker zu erstellen. Beim Mehrfamilienhaus musste beispielsweise der Keller aus statischen Gründen noch konventionell mit Ziegeln gemauert werden. Die Decken bestehen aus Beton-Fertigelementen.
Quelle: Rupp Gebäudedruck GmbH
Die Musterwohnung zeigt die gestalterischen Möglichkeiten des 3D-Betondrucks. Als Stilelement blieb eine Wand unverputzt.
Zusammenarbeit mit Peri
Die Installation von Betondruckern lässt sich flexibel
handhaben. 15 Meter breit und 10 Meter war der verwendete Drucker, wobei sich
die Länge beliebig anpassen lässt. Die Druckprozesse laufen vollautomatisch ab.
Beim Haus in Weissenhorn kontrollierten zwei Maurer die Abläufe, auch hatten
sie stets ein Auge auf die Steuerungseinheit. Gesteuert wird der Drucker mit
gängiger CAD-Software, die Daten werden danach sequenziell verarbeitet.
Gedruckt wurde das Haus in Wallenhausen in Zusammenarbeit mit der Firma Peri, einem Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen. Seit 2020 verkauft und vermietet das Unternehmen auch Betondrucker. Zum Einsatz kam ein 3D-Betondrucker des Typs «Cobod Bod2». Einen solchen will die Rupp Gebäudedruck GmbH nun beschaffen, um neben Gebäuden auch Fertigbauteile zu drucken – und für den Ausbau der Firmenzentrale einzusetzen.