Mehr Spuren und Bypassoperationen
Die chronischen Verkehrs-Engpässe auf der A1 und der A6 im Raum Bern sind Thema zweier Vertiefungsstudien des Bundesamtes für Strassen (Astra). Erste Erkenntnisse wurden in diesen Tagen vorgestellt. Ende Jahr sollen endgültige Ergebnisse vorliegen.
Diese Untersuchungen für die Region Bern gehören zum Programm zur Beseitigung von Engpässen des gesamten Nationalstrassennetzes, das die Eidgenössischen Räte vergangenes Jahr verabschiedeten. Dabei ist unter anderem auch vorgesehen, die Engpässe auf der A1 zwischen Bern Weyermannshaus und Schönbühl sowie der A6 auf dem Abschnitt zwischen Bern Wankdorf und Muri zu entschärfen. Die Projektleitung des Astra wurde beauftragt, die wirkungsvollsten Massnahmen dafür festzulegen. An einer Orientierung sind die Vertreter des Kantons, der Stadt Bern und die betroffenen Gemeinden über erste Erkenntnisse informiert worden.
A1 Weyermannshaus - Schönbühl: hohe Kosten:Zur Beruhigung der Verkehrsprobleme auf der A1 zwischen Bern-Weyermannshaus und Schönbühl werden sowohl der Acht-Spur-Ausbau längs des bestehenden Trasses als auch ein neuer Bypass mit zwei Tunnelröhren untersucht. Für beide Lösungsansätze wird auch die Zweckmässigkeit eines Halb- oder Vollanschlusses Grauholz geklärt. Bis Ende des Jahres sollte der Entscheid für die sinnvollste Variante gefällt sein. Dabei stehen die hohen Kosten des Bypasses und die Frage nach der Verträglichkeit eines zweiten Felsenau-Viaduktes mit der Landschaft im Vordergrund.
A6 Wankdorf - Muri: siedlungsverträgliche Lösungen: Für den Abschnitt auf der A6 zwischen Bern Wankdorf und Muri gibt es stehen vier Möglichkeiten zur Diskussion: der Ausbau der bestehenden A6 zwischen Wankdorf und Muri, ein kurzer Tunnel-Bypass vom Zentrum Paul Klee bis Saali, ein Tunnel-Bypass vom Zentrum Paul Klee bis Muri sowie ein langer Tunnel-Bypass zwischen Wankdorf und Muri. Bestandteil der weiter zu verfolgenden Lösungen ist je nach Variante ein Anschluss Saali/Worbstrasse und ein Rückbau eines Teils der bestehenden A6 zur Stadtstrasse.
Auch Verzichtslösungen sind kein Tabu
Sowohl im Zusammenhang mit der A6 als auch mit der A1 wird auch untersucht, was passiert, wenn auf die bauliche Beseitigung der Engpässe verzichtet würde. Ebenfalls aufgezeigt werden soll, wie der Verkehrsfluss auf den Nationalstrassen mit entsprechenden Massnahmen beeinflusst und damit aufrecht erhalten werden könnte.
Bis Mitte 2011 werden die verbleibenden Lösungen vertieft. Die Ergebnisse aus den Studien fliessen in die zweite Botschaft zur Beseitigung der Engpässe im Nationalstrassennetz ein. Diese Botschaft soll den Eidgenössischen Räten nach heutiger Planung Anfang 2014 vorgelegt werden. Der Bundesrat wird darin die nächste Tranche der gesamtschweizerisch dringlichsten Projekte zur Finanzierung und Umsetzung vorschlagen.
Mit dem Infrastrukturfonds will der Bund langfristig die finanziellen Mittel für die Fertigstellung der Nationalstrassen und die Beruhigung der gravierendsten Verkehrsprobleme auf dem Nationalstrassennetz sichern. Gegenwärtig enthält der Infrastrukturfonds 20 Milliarden Franken. Davon stehen in den nächsten 20 Jahren 5,5 Milliarden Franken für die Engpassbeseitigung auf dem Nationalstrassennetz zur Verfügung. (mai/mgt)
Hintergrund
Seit 1960 hat sich der private Strassenverkehr mehr als vervierfacht. Bis zum Jahr 2030 wird mit einer weiteren Zunahme um mindestens 20 Prozent gerechnet. Noch dynamischer wird sich der Schwerverkehr entwickeln. Dieses stetige Verkehrswachstum führt zu Engpässen und zu immer mehr Staus. Davon betroffen sind stark befahrene Überlandstrecken, vorwiegend aber auch die Agglomerationen (Genf, Lausanne, Bern, Luzern, Basel, Zürich, Winterthur, St. Gallen, Lugano).