Mehr Raum für Zaffaraya und Co.
Im Westen der Stadt Bern soll ein Gebiet für Wohnexperimente enstehen. Der Berner Gemeinderat hat einen entsprechenden Zonenplan zuhanden der öffentlichen Mitwirkung verabschiedet.
Ob es eine solche Zone tatsächlich geben wird, entscheiden allerdings die Stimmberechtigten das letzte Wort: Voraussichtlich im Frühling 2013 kommt das Geschäft vor die Urne. Dies teilte die Stadtregierung mit. Ein erster Anlauf zur Schaffung einer Zone für alternative Wohnformen war 1996 an der Urne gescheitert.
Insgesamt vier Standorte hatte der Gemeindrat während der vergangenen vier Monate geprüft: Riedbach, Neubrück, Hasli und Fussacker. „Riedbach hat die Voraussetzungen am besten erfüllt und weist auch das beste Kosten-Nutzen- Verhältnis auf“, schreibt der Gemeinderat. Das stadteigene Grundstück befindet sich in der Nähe eines ehemaligen Zivilschutzzentrums sowie einer unterirdischen Armeeunterkunft. Westlich davon befindet sich die Schiessanlage Riedbach.
Die geplante Zone für Wohnexperimente beträgt rund 6000 Quadratmeter. Sie soll „Wohnen und Arbeiten in naturverbundener Umgebung“ ermöglichen. Erlaubt sind dort Hüttenbauten von maximal fünf Metern Höhe sowie Wohn- und Bauwagen. Der Bauabstand zur angrenzenden Landwirtschaftszone beträgt drei Meter. Die beiden Zonen werden durch Bäume und Sträucher getrennt. Die Zufahrt erfolgt über den Mannenriedweg. Daneben soll eine Zone für öffentliche Nutzungen (Freifläche FB) für Armee-, Zivilschutz- und Schiessanlagen mit einer Bruttogeschossfläche von 10'000 Quadratmetern entstehen. Dort beläuft sich die maximale Bauhöhe auf elf Meter. Der Baum und Gehölzbestand wird erhalten.
Vom „Zaffaraya“ bis zu den „Stadtnomaden“
Der Wunsch nach alternativen Wohnformen geht in der Stadt Bern bis in die 1980- er Jahre zurück. Ebenso alt ist das Bestreben der Stadt, für Wohnexperimente eine ordentliche Rechtsgrundlage zu schaffen. Das wohl älteste bekannteste alternative Wohnprojekt ist die Siedlung „Zaffaraya“ auf dem Berner Gaswerkareal: Nach seiner Nach der Räumung erhielten die Bewohner ein Terrain beim Autobahnanschluss Neufeld. Seit der Fertigstellung des neuen Autobahnzubringers im Neufeld ist das „Zaffaraya“ auf Land des Bundes auf Zusehen hin geduldet. In der Zwischenzeit suchten und suchten auch andere Gruppierungen nach geeigneten Standorten, etwa die „Stadtnomaden“ und die „Stadttauben“. Im Oktober 2008 einigten sich Stadt, Burgergemeinde, Kanton und weitere Beteiligte an einem Runden Tisch darauf, den entsprechenden Gruppierungen bis auf weiteres zeitlich befristete Plätze zur Verfügung zu stellen. Innerhalb der folgenden dreier Jahre sollte jedoch eine definitive und gesetzeskonforme Lösung gefunden werden. (mai/sda)