Mehr Inspektoren im Tessin für Kampf gegen Lohndumping
Künftig sollen im Tessin zwanzig neue Arbeitsmarktinspektoren helfen, Lohndumping zu unterbinden. Die Tessiner Regierung setzt damit ein Gegenprojekt um, das vom Stimmvolk letzten Herbst an der Urne angenommen worden ist.
Wäre es nach der Links-Initiative "Schluss mit dem Lohndumping im Tessin" gegangen, wäre die Zahl Mitarbeiter sogar noch stärker erhöht worden. Letztendlich konnte sich aber die Regierung mit ihrem Gegenvorschlag durchsetzten - sie hatte zuvor den bürokratischen Mehraufwand und die hohen Kosten kritisiert. Neu sollen nun die kantonale Arbeitsmarktaufsicht sowie die paritätischen Berufskommissionen mit Inspektoren verstärkt werden, wie die das Tessiner Wirtschaftsdepartement in dieser Woche auf Anfrage mitteilte. Insgesamt sollen zwanzig Person angestellt werden - die Rekrutierungsphase sei noch nicht abgeschlossen. Das Tessiner Wirtschaftsdepartement geht davon aus, dass es bei drei Stellen eine Teilfinanzierung von 50 Prozent durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) erhalten kann.
Lohndumping weiterhin ein Problem
Im Tessin kommen immer wieder Fälle von Lohndumping ans Licht - dabei sind vor allem Branchen betroffen, die keinem Gesamtarbeitsvertrag unterliegen: Die Gewerkschaft OCST beispielsweise berichtete am Donnerstag von einem Architekturbüro in Lugano, das Architekten für ein Monatssalär von 1100 Franken sucht. "Obwohl fertig ausgebildete Personen gesucht wurden, ist die Stelle als Stage ausgeschrieben gewesen", präzisierte Gewerkschaftssekretär Giorgio Fonio auf Anfrage. Er bestätigte zugleich eine entsprechende Meldung des Nachrichtenportals "tio.ch". Die Stellenausschreibung sei in der benachbarten Lombardei veröffentlicht worden.
Schon heute weist der Südkanton allerdings schweizweit die höchste Anzahl an Kontrollen in Sektoren ohne Gesamtarbeitsvertrag auf. Dies hatte die Tessiner Kantonsregierung im Abstimmungskampf im letzten Herbst hervorgebracht Sie hatte ausserdem schon 2015 Massnahmen gegen das Lohndumping angekündigt. Bei einer ersten Bilanz Ende 2016 sprach sie von rund
200 gemeldeten Lohndumpingfällen. Jede zehnte dieser Meldungen ging über die zu diesem Zweck eingerichtete Internet-Plattform ein. Der Kanton hatte es ausserdem begrüsst, dass das schweizerische Parlament die Bussen für Fehlbare von 5000 auf 30'000 Franken erhöhte. (sda)