Lohndumping auf Winterthurer KVA-Baustelle
Beim Umbau der Winterthurer Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) haben mehrere ausländische Subunternehmen teils massives Lohndumping betrieben. Dies berichtete die „Sonntagszeitung“. Die Stadt fordert nun eine „lückenlose Aufklärung aller Verdachtsfälle durch die kantonalen Stellen“.
Lohndumping sei menschenverachtend und wirtschaftlich schädlich, schreibt der Stadtrat in seiner aktuellen Medienmitteilung. Die Stadt toleriere deshalb kein Lohndumping auf ihren Baustellen. Fehlbare Lieferanten müssten mit Konsequenzen rechnen. Den Arbeitern sollen laut der „Sonntagszeitung“ Löhne von über 100'000 Franken vorenthalten worden sein.
Wie das Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Zürich bestätigte, sind 48 Firmen auf der KVA- Baustelle überprüft worden. In vier Fällen habe sich der Verdacht erhärtet, dass die ausländischen Firmen ihren Angestellten zu wenig Lohn bezahlt haben. Zwei Arbeitgeber hätten danach Lohnnachzahlungen geleistet. In zwei besonders schwerwiegenden Fällen wurde gegen die Firmen je ein 18-monatiges Dienstleistungsverbot ausgesprochen. Sie dürfen vorerst in der Schweiz keine Aufträge mehr ausführen. Einer der Arbeitgeber hat gegen das Verbot Rekurs eingelegt. - Gemäss einem Artikel im „Tages-Anzeiger“ betrifft der happigste Fall einen osteuropäischen Metallbauer, der statt der vereinbarten 22.70 Franken pro Stunde nur mit 8.45 Franken entlöhnt wurde.
Stadt nicht informiert
Weil es sich um ein hängiges Verfahren handelt, kann der Stadtrat keine firmenspezifischen Aussagen machen. Die Vorfälle beim 190 Millionen Franken teuren Umbau der KVA Winterthur hätten jedoch eine Schwierigkeit sichtbar gemacht, erklärt der Stadtrat in der Medienmitteilung. So würden Auftraggeber aufgrund der übergeordneten Gesetzgebung vom Kanton nicht aktiv über Verdachtsfälle und Verfahren informiert. Auf einer derart grossen Baustelle wie derjenigen der KVA sei es jedoch ohne Meldung des Aufsichtsorgans nicht möglich, die Kontrolle über sämtliche bezahlten Löhne zu haben. Überdies sind die Firmen laut Stadtrat grundsätzlich für die Löhne verantwortlich. Dies müssten sie auch vertraglich bestätigen, was sie im Falle der KVA auch stets getan hätten. (mai/sda)