LMV: Bauarbeiter wollen mehr Lohn und weniger Arbeitsstunden
Weil der Landesmantelvertrag (LMV) des Bauhauptgwerbes dieses Jahr ausläuft, muss er neu verhandelt werden. Die Gewerkschaften Unia und Syna präsentierten heute vor den Medien die Forderungen der Bauarbeiter. Sie fordern unter anderem kürzere Arbeitstage und einen höheren Lohn. – Anfang Monat sind die Verhandlungen mit Sondierungsgesprächen der Vertragspartner aufgenommen worden.
«Die Vertragsverhandlungen 2025 werden alles andere als einfach», prognostizierte Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Bauverantwortlicher der Unia, an der Medienkonferenz. «In der Vergangenheit forderte der Baumeisterverband immer wieder längere Arbeitstage, mehr Überstunden und tiefere Löhne für ältere Bauarbeiter – das Gegenteil von dem, was die Bauarbeiter brauchen.» Lutz erachtet es daher als umso wichtiger, Verbesserungen im LMV klar zu fordern und durchzusetzen. Am 17. Mai planen die Gewerkschaften deshalb einen grosser Demonstrationstag der Bauarbeiter mit gleichzeitig zwei Kundgebungen in Zürich und Lausanne.
Das Risiko als Bauarbeiter zu verunfallen, liegt drei Mal über dem Durchschnitt aller Arbeitnehmenden in der Schweiz. Eine der Hauptursachen dafür sehen die Gewerkschaften im steigenden Druck: In den vergangenen zehnJahren sei mit immer weniger Bauarbeitern deutlich mehr gebaut worden. «Der Umsatz im Bauhauptgewerbe nahm zwischen 2015 und 2024 um 19,4 Prozent zu. Das Baustellenpersonal reduzierte sich im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent», schreiben Unia und Syna in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung. So beträgt die geplante Arbeitszeit im Sommer meist 9 Stunden pro Tag, hinzu kommen laut Gewerkschaften regelmässig eine bis zwei Überstunden pro Tag und die Reisezeit. Letztere wird gemäss derzeitigem LMV erst ab der dreissigsten Minute vergütet. Gleichzeitig herrscht Fachkräftemangel: Bis 2030 fehlt gemäss Baumeisterstatistik jeder fünfte Maurer. Bis Ende 2040 sei es jeder dritte Maurer, schreiben die Gewerkschaften.
Acht-Stundentage und keine unbezahlte Reisezeit mehr
Laut einer Umfrage von Unia und Syna bei über 10’000 Bauarbeiter zur Arbeitszeit, wurden letzten Herbst an einer grossen Vollversammlung die Hauptforderungen festgelegt:
- Arbeitstage von acht Stunden respektive einen Schutz gegen «überlange Arbeitstage» und die Einschränkung der Arbeit am Samstag.
- Die Znüni-Pause soll entschädigt werden.
- Die Reisezeit muss von der ersten Minute an entschädigt werden und zur Arbeitszeit zählen, und nicht wenn sie 30 Minuten übersteigt, wie bis anhin.
- Eine «anständige Lohnerhöhung für alle» und einen gesicherten Teuerungsausgleich für die Zukunft.
Das allgemeine Preisniveau liegt heute über 7 Prozent höher als Ende 2020. Dadurch kommt die Kaufkraft der Bauarbeiter weiter unter Druck. «Am Ende des Monats bleibt im Portemonnaie der Personen, die unser Land bauen, immer weniger übrig», kritisierte Guido Schluep, Branchenverantwortlicher Bau der Gewerkschaft Syna. Allerdings: Jüngste Zahlen des Bundesamts für Statistik zur Entwicklung der Nominal- und Reallöhne zeigen auch, dass das Baugwerbe im Gegensatz zu mehr als der Hälfte der Branchen bei der Entwicklung der Reallöhne kein Minus verzeichnete.
Die Entwicklung ist gemäss den Gewerkschaften besorgniserregend: Im gesamten Zeitraum zwischen 2016 und 2022 seien die Löhne der Bauarbeiter zurückgegangen. Das zeige eine Spezialauswertung der Daten der Lohnstrukturerhebung 2022, die im letzten Jahr vom Bundesamt für Statistik veröffentlicht worden seien. Derweil sind die Umsätze im Bauhauptgewerbe um beinahe zwanzig Prozent. Ein Hauptgrund für diese ungleiche Entwicklung seien mehrere Nullrunden bei den Lohnverhandlungen in dieser Periode, heisst es in der Medienmitteilung. Schluep dazu: «Es ist daher an der Zeit, Lösungen zu finden, welche den Bauarbeitern eine Sicherung ihrer Kaufkraft sowie eine Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg der Branche garantieren.» (mai/mgt)