15:04 BAUBRANCHE

Letzter Überrest des grössten Schweizer Flüchtlingslagers vor dem Aus?

Heute erinnert in Büren an der Aare auf dem Gebiet Häftli nur noch ein kleines langgezogenes Haus mit einem beinahe zerfallenen Kamin an das einst grösste Flüchtlingslager der Schweiz. Wird es nicht vor dem Zerfall bewahrt, erinnert bald nur noch eine Gedenktafel an die im Zweiten Weltkrieg erbaute Anlage. Die Vereinigung für Heimatpflege Büren versucht dies zu verhindern.

Neben dem arg sanierungsbedürftigen Wäschegebäude erzählt lediglich ein Gedenktafel vom Lager. Von den übrigen Bauten längst nichts mehr zu sehen. Sie sind um 1940 für geflüchtete polnische Soldaten eingerichtet worden und umfasste 120 Baracken, in denen insgesamt zwischen 5000 und 6000 Insassen untergebracht werden konnten. Dies, nachdem im Juni 1940 rund 42‘000 Soldaten der französischen Armee über den Doubs in die Schweiz geflüchtet waren. Unter ihnen befanden sich rund 12‘000 Angehörige einer polnischen Division. Weil sich schnell zeigte, dass die Polen in nächster Zeit nicht würden in ihre Heimat zurückkehren können, verteilte man die ehemaligen polnischen Soldaten auf andere Kantone, wo sie in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Strassenbau eingesetzt wurden. Und so waren es ab 1942 vor allem jüdische Flüchtlinge, geflohene sowjetische Zwangsarbeiter und italienische Militärflüchtlinge, die in Büren unterkamen.

Wird die alte Wäscherei nicht vor dem endgültigen Zerfall gerettet, dürfte der letzte bauliche Zeuge des Lagers bald verschwunden sein. Geht es nach der Vereinigung für Heimatpflege Büren (VFH), soll es nicht so weit kommen. Sie engagiert sich seit 2015 unter anderem mit der IG „Nachkommen internierter Polen in der Schweiz“ für die Rettung des kleinen Hauses. Es soll jedoch nicht nur saniert sondern auch zu einer Gedenkstätte umfunktioniert werden, wie das Bieler Tagblatt in seiner aktuellen Ausgabe berichtet.

Doch laut der Zeitung steht es um die Verwirklichung des Projektes zurzeit nicht gut. Die Erbengemeinschaft, der die Liegenschaft heute gehört, will die Wäscherei weiterhin als Abstellraum und Remise nutzen. Deshalb will der VFH sie „mit ins Boot holen“, wie VFH-Vorstandsmitglied Daniel Laubscher gegenüber dem Bieler Tagblatt erklärte. Er hoffe, dass die Erbengemeinschaft doch noch Hand biete, wenn sie von der Idee einer Gedenkstätte überzeugt werden könne. Doch Die Zeit läuft. Vorerst müsse der weitere Zerfall der Wäscherei gestoppt werden, wird Stefan Paradowski von der IG „Nachkommen internierter Polen in der Schweiz“ zitiert. So sei zu prüfen, ob für den Erhalt des Kamins Sicherungsmassnahmen erforderlich seien. In einem weiteren Schritt müsste die raumplanerischen Voraussetzungen für eine Umnutzung geschaffen werden. Laut Paradowski notfalls mit einer Unterschutzstellung oder einer Umzonung. 8mai)

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