Landflucht als Ursache für Waldbrände
In einer Studie zu Waldbränden und Landschaftszerstörung kommen Forscher der Universität von Madrid zum Schluss, dass die Landflucht eine der Hauptursachen für solche Katastrophen ist.
Anhand von Archivmaterial, Zeitungsberichten und dokumentierten Beobachtungen analysierte eine Forschergruppe um Santiao Fernández Muñoz und Jull Pausas über tausend Waldbrände, die seit 1875 die Region um Valencia heimgesucht hatten. Parallel dazu analysierten sie Daten zur Bevölkerungsentwicklung und -verteilung, zur Landnutzung, aber auch regionale Klimadaten wie Niederschläge und Temperaturen. Dabei kamen die Forscher zum Schluss, dass der Mensch die Schuld daran trägt, dass in zahlreichen warmen und eher trockenen Gebieten die Waldbrände zunehmen. Mit der Landflucht und der damit schwindenden intensiven Bewirtschaftung des Gebiets gehen auch die Schutzfaktoren wie etwa Brandschneisen gegen Flächenbrände verloren.
Auf zwischen den Wäldern nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Flächen, die als Brandschneisen wirken, entstand laut den Forschern eine meist hochentzündliche Vegetation, die im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Flächen, das Entstehen von grossflächigen Bränden begünstigen. Ein weiterer Faktor ist der Umstand, dass der Wald kaum mehr genutzt wird, etwa um Feuerholz zu gewinnen. Damit werden Wälder sich selber überlassen, sie werden zu wenig gepflegt und dadurch anfälliger für den Feuerteufel.
Die extensivere Bewirtschaftung ehemaliger Landwirtschaftsflächen, indem schnell wachsende Eukalyptus- und Kiefernplantagen angepflanzt werden, ist zwar auch von der EU gefördert worden. Aber Eukalyptusbäume und Kiefern sind auf Grund ihrer im Holz enthaltenen ätherischen Öle stark brandgefährdet.
Laut den Forschern werden Wirkungen des Klimawechsels eher überschätzt. Die Veränderungen und Rückgänge in der Besiedlung und Nutzung gefährdeter Gebiete hat einen grösseren Einfluss auf die Entstehung und Häufigkeit von Waldbränden. Eine längerfristige Verbesserung liesse sich mit einer regional angepassten Waldwirtschaft erzielen. Indem man wieder auf regional bewährte Gehölze setzen würde, könnten Wälder stabiler gemacht werden. Im untersuchten Gebiet wären dies etwa Stein- oder Korkeichen, die viel resistenter gegen Brände sind.
Situation in der Schweiz
Auch in der Schweiz führte die „Entnutzung“ von Weiden und Wiesen in den letzten Jahrzehnten zu einer markanten natürlichen Zunahme der Waldflächen vor allem in den Bergregionen. Laut Angaben des Bundesamtes für Wald und Landschaft betrug die Zunahme zwischen 1995 und 2006 59'600 Hektaren auf 1,28 Millionen Hektaren. Die im Gegensatz zu Südeuropa meist genügend vorhandene Feuchtigkeit aber auch eine bessere Waldpflege, Bewirtschaftung sowie brandverhindernde Infrastrukturen machen grosse Waldbrände zu einer eher seltenen Erscheinung, auch in den südlichen und trockeneren Landesteilen wie dem Tessin und Wallis. (mai/mgt)