13:29 BAUBRANCHE

LafargeHolcim: Eric Olsen verlässt den Konzern

Nur zwei Jahren an der Spitze verlässt LafargeHolcim-Konzernchef Eric Olsen, den weltgrössten Zementkonzern am 15. Juli. Der Rücktritt erfolgt nach einer internen Untersuchung über Vorgänge bei Lafarge in Syrien. Wie das Unternehmen mitteilt, werden in der Untersuchung Mitarbeitenden in Syrien Vereinbarungen vorgeworfen, die sie mit „gewissen bewaffneten Gruppierungen und sanktionierten Parteien“ getroffen haben.

Die Vorwürfe beziehen sich auf den Zeitraum von 2013 bis zur Evakuierung des Werks im September 2014. Einige Massnahmen, die für die Weiterführung eines sicheren Betriebs des Werks in Syrien getroffen worden seien, seien nicht akzeptabel gewesen. Zudem lagen „wesentliche Fehleinschätzungen“ vor, wie es in der Mitteilung zum Abschluss der internen Untersuchung heisst. Sie ist laut LafargeHolcim von externen Rechtsberatern durchgeführt worden. Auch die mögliche Verwicklung von Konzernchef Olsen in die Vorgehensweisen in Syrien sei Gegenstand der Untersuchung gewesen. Doch sei der Verwaltungsrat zu dem Ergebnis gekommen, dass Olsen weder für Fehlverhalten verantwortlich sei, noch, dass er davon Kenntnis gehabt habe.

Entsprechend lässt sich Eric Olsen in der aktuellen Medienmitteilung zitieren, er sei weder in Fehlverhalten involviert gewesen, noch habe er Kenntnis davon gehabt. Er geht jedoch davon aus, dass sein „Rücktritt dazu beitragen wird, Ruhe in ein Unternehmen zu bringen, das während Monaten diesbezüglich im Zentrum der Aufmerksamkeit stand“. Bereits in den vergangenen Tagen war über den Rücktritt spekuliert worden. Der Verwaltungsrat habe ihn am Montag angenommen, heisst es in der Mitteilung.

Zweiter Wechsel seit der Fusion

2015 beim Zusammenschluss der beiden Zementkonzerne Lafarge und Holcim war Olsen zum Konzernchef ernannt worden. Der Verwaltungsrat dankte ihm am Montag für den „wertvollen Beitrag“, den er für die Zusammenführung der beiden Unternehmen geleistet habe. Als Konzernchef verantwortete Olsen die Geschäfte in Syrien nicht direkt. Die Suche nach einem Nachfolger für Olsen werde sofort eingeleitet, schreibt der Konzern in seiner Medienmitteilung.

In der Zwischenzeit werde Verwaltungsratspräsident Beat Hess die Übergangsphase beaufsichtigen und ab Mitte Juli, nach dem Rücktritt von Olsen, das Unternehmen interimistisch leiten. Die operativen Geschäfte wird Roland Köhler übernehmen, der gegenwärtig als Konzernleitungsmitglied die Regionen Europa und Australien/Neuseeland sowie den Geschäftsbereich Trading verantwortet.

Mit dem Rücktritt von Olsen vermeldet LafargeHolcim seit der Fusion 2015 bereits den zweiten gewichtigen Wechsel an der Unternehmensspitze: Letztes Jahr hatte sich der vormalige Verwaltungsratspräsident Wolfgang Rietzle nicht mehr zur Wiederwahl gestellt. An der Generalversammlung im Mai 2016 wurde er durch Beat Hess ersetzt.

Im Visier der französischen Staatsanwaltschaft

Bereits am 2. März hatte LafargeHolcim wegen vorläufiger Ergebnisse der internen Untersuchung eingeräumt, dass während des Bürgerkriegs in Syrien bewaffnete Gruppen dafür bezahlt worden seien, die Versorgung eines lokalen Werks und die Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter sicherzustellen. Die französische Zeitung „Le Monde“ hatte den Fall publik gemacht und damals von „zweifelhaften Arrangements“ mit der Terrormiliz Islamischer Staat geschrieben. Im Schlussbericht zur Untersuchung heisst es nun, dass neben lokalen Mitarbeitern auch Mitglieder des Konzernmanagements von den Verletzungen der Geschäftsgrundsätze wussten.

Das Werk in Syrien hatte der französischen Lafarge gehört, die sich 2015 mit der Schweizer Holcim zusammenschloss. Olsen war in der betreffenden Zeit für die operativen Abläufe bei Lafarge verantwortlich. Olsen ist nicht der erste, der über die Syrien-Affäre stolpert. Zuvor hatte bereits der frühere Lafarge-Lenker Bruno Lafont seinen Rückzug aus dem LafargeHolcim-Verwaltungsrat angekündigt, ohne allerdings einen klaren Grund zu nennen.

Im Oktober hatte die französische Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit Geschäften in Syrien Ermittlungen aufgenommen. An der Börse sehen Analysten den Rücktritt von Olsen als Rückschlag für den Konzern. Unter seiner Führung habe LafargeHolcim in den letzten Quartalen "operativ überzeugen können", sagten etwa Analysten der Zürcher Kantonalbank ZKB gegenüber der Finanznachrichtenagentur awp. Die Aktien notierten um 10.45 Uhr 0,52 Prozent im Minus. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI legte hingegen um 1,55 Prozent zu. (mai/sda)

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