Lafarge Holcim verdoppelt den Gewinn
Trotz des Chefwechsels und des Schattens der Syrien-Affäre klingeln bei Lafarge Holcim die Kassen: Obwohl der Umsatz schrumpfte, hat sich der Konzerngewinn im ersten Halbjahr mehr als verdoppelt.
Unter dem Strich fuhr der grösste Zementkonzern der Welt einen Reingewinn von 1,15 Milliarden Franken ein, nachdem im Vorjahr lediglich 452 Millionen erzielt worden waren. Den grössten Teil zur Steigerung trugen Verkäufe von Geschäftsbereichen bei, die über 300 Millionen in die Kasse spülten. Unter anderem hatte Lafarge Holcim Geschäfte in Vietnam und China veräussert. Zudem war das Vorjahresergebnis erheblich mehr durch Kosten für die Fusion der Schweizer Holcim mit der französischen Lafarge sowie weitere Sondereffekte belastet gewesen. Aber auch ohne diese Effekte sei der wiederkehrende Konzerngewinn von 657 Millionen auf 824 Millionen Franken gestiegen, teilt das Unternehmen in einem Communiqué mit.
Als Folge der Verkäufe von Geschäftsteilen sank der Umsatz um 6,5 Prozent auf 12,5 Milliarden Franken. Auf vergleichbarer Basis wären die Verkäufe leicht gestiegen. Der betriebliche EBITDA, also der operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen, verbesserte sich um 4,2 Prozent auf 2,5 Milliarden Franken,
Preise erhöht
Zwei Jahre nach der Fusion der beiden Zementriesen aus der Schweiz und aus Frankreich "sind wir auf Kurs, unsere ambitionierten Ziele zu erreichen", sagt Verwaltungsratspräsident Beat Hess in einer Telefonkonferenz. "Lafarge Holcim hat sein Quartalsergebnis zum fünften Mal in Folge gesteigert." "Die Preisentwicklung hat das Ergebnis gestützt", sagt der interimistische operative Chef, Roland Köhler. So hat der Konzern die Zementpreise um 5,5 Prozent erhöht, was über eine halbe Milliarde mehr Betriebsgewinn einbrachte. Zudem profitierte das Unternehmen von Synergien aus der Fusion von Holcim und Lafarge in Höhe von 215 Millionen Franken. Mittlerweile habe man die angestrebten Gesamtsynergien von 1 Milliarde Franken erreicht, was weit vor Zieldatum von Ende 2017 sei, sagt Hess.
Am kräftigsten fiel die Gewinnsteigerung dank Preiserhöhungen und Kostendisziplin in Nordamerika aus, obwohl das schlechte Wetter auf den Absatz von Zement und Zusatzstoffen schlug. Gut geschlagen hätten sich auch Indien, Nigeria und insbesondere Mexiko. Indien habe sich weiter von der abrupten Währungsreform der Regierung erholt, die dem Land auf einen Schlag 86 Prozent des Bargelds entzogen hatte. Mittlerweile sind Absatzmengen und Preise von Zement im grössten Absatzmarkt von Lafarge Holcim wieder gestiegen.
Gegenwind standgehalten
Mit den guten Gewinnen in den USA, Indien, Nigeria und Mexiko konnten die Rückschläge in anderen Märkten mehr als ausgeglichen werden, wie es weiter heisst. In Asien stand Lafarge Holcim in Indonesien, Malaysia und den Philippinen im Gegenwind.
In Europa ging das Ergebnis im zweiten Quartal marginal zurück. In der Schweiz machte sich das Ende von Grossprojekten wie etwa von Tunneln bemerkbar. In Belgien habe sich ein Betriebsunterbruch negativ ausgewirkt. In Grossbritannien habe Lafarge Holcim dank Einsparungen die Folgen des Brexit-Entscheids auffangen können.
Im laufenden Jahr rechnet Lafarge Holcim mit einem schwächeren Wachstum der Nachfrage als bisher. Dennoch soll der Betriebsgewinn prozentual zweistellig zulegen.
Neuer Chef kommt früher
Früher als erwartet wird der langjährige Sika-Chef Jan Jenisch das Steuer des Zementgiganten übernehmen. Der 50-jährige Deutsche trete sein Amt bereits sechs Wochen früher am 1. September an. "Wir möchten Jenisch so schnell wie möglich hier haben", sagt Hess. Er übernahm übergangsweise auch die Funktion des Konzernchefs, nachdem Amtsinhaber Eric Olsen Mitte Juli den Hut genommen hatte. Der Amerikaner war über eine Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg gestolpert. In diesem Zusammenhang laufen Untersuchungen der französischen Behörden. Zu den hängigen Verfahren will Hess keinen Kommentar abgeben. (sda)