Lafarge Holcim startet mit Rückenwind ins laufende Jahr
Der weltgrösste Zementkonzern Lafarge Holcim ist mit Rückenwind ins Jahr 2017 gestartet: Die Zementpreise ziehen an, die Kosten sinken im Zuge der Fusion, und die Nachfrage entwickelt sich positiv. Zudem liess der Verkauf des Vietnam-Geschäfts die Kassen klingeln.
Mit dem Verkauf nahm Lafarge Holcim 339 Millionen Franken ein und schaffte es so im traditionell schwachen ersten Quartal in die Gewinnzone. Der Konzerngewinn belief sich auf 226 Millionen Franken, nach einem Verlust von 107 Millionen Franken im Vorjahresquartal, wie der Konzern am Mittwoch vor seiner Generalversammlung mitteilte. Ohne den ausserordentlichen Verkaufsgewinn schrieb der Zementriese zwar einen Verlust, konnte diesen jedoch im Vergleich zum Vorjahr eindämmen. Er schrumpfte von 80 Millionen Franken auf 19 Millionen Franken. Im Vorjahresquartal schmälerten noch tiefe Zementpreise in Nigeria, Indien und China die Einnahmen, wobei im Verlauf des Jahres bereits Verbesserungen eintraten.
Nun habe sich Nigeria sichtbar erholt, schreibt Lafarge Holcim. Trotz etwas schwächerer Nachfrage konnte der Konzern dort mehr Geld für seinen Zement verlangen. Zudem verbesserte die lokale Konzerngesellschaft ihre betriebliche Leistung. Im letzten Jahr war diese aufgrund von Unterbrüchen in der Gasversorgung in Schwierigkeiten geraten. Inzwischen hat sie ihre Abhängigkeit von Gas verringert.
Auch in Indien lief es zum Jahresstart deutlich besser – auch im Vergleich zum Jahresende. Da hatte eine radikale Bargeldreform dort zu Turbulenzen geführt.
Synergien von 94 Millionen Franken
Neben den Preiserhöhungen trugen im ersten Quartal zudem Kosteneinsparungen im Zuge der Fusion Früchte. 2015 war Lafarge Holcim aus dem Zusammenschluss zwischen den Zementriesen Holcim aus der Schweiz und Lafarge aus Frankreich entstanden. Zwischen Januar und März konnte der Konzern nun Synergien von 94 Millionen Franken erwirtschaften. Der Konzern sieht sich damit auf Kurs, das für dieses Jahr angestrebte Synergieziel von 400 Millionen Franken zu erreichen. Die Einsparungen und Preiserhöhungen glichen zusammen die gestiegenen Energiekosten mehr als aus.
Alles in allem konnte der Konzern das um Einmaleffekte und Restrukturierungskosten bereinigte betriebliche Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) um 14,5 Prozent steigern auf vergleichbarer Basis, also Wechselkurseffekte und Zu- sowie Verkäufe herausgerechnet.
Auf dem Papier steht dagegen ein Rückgang um 4,7 Prozent auf 801 Millionen Franken. Neu werden beim Betriebsgewinn auch die Ergebnisse von Gemeinschaftsunternehmen eingerechnet, weshalb die Vorjahreszahlen angepasst wurden.
Fortschritte in vier von fünf Regionen
Lafarge Holcim konnte den bereinigten Betriebsgewinn in vier von fünf Regionen steigern. Einzig in Asien und Ozeanien sackte der Betriebsgewinn ab. Dort litt Lafarge Holcim unter anderem unter Wettbewerbsdruck, der konjunkturellen Abschwächung in Malaysia und den schweren Regenfällen in Indonesien.
Der Nettoverkaufsertrag sank insgesamt zwar um 7,1 Prozent auf 5,6 Milliarden Franken, auf vergleichbarer Basis wäre er aber um 5,3 Prozent gewachsen. In den Vorquartalen hatte Lafarge Holcim jeweils stärker auf Profitabilität denn Wachstum geachtet. Nun überraschte der Konzern Branchenbeobachter mit den Umsatzzahlen.
Olsen zeigt sich stolz auf Erreichtes
Konzernchef Eric Olsen zeigte sich für den diesjährigen Jahresauftakt zufrieden: Lafarge Holcim sei ausgezeichnet ins Jahr 2017 gestartet.
Olsen führt den Konzern nur noch bis am 15. Juli. Im April war bekannt geworden, dass Olsen den Zementkonzern nach nur zwei Jahren an der Spitze verlässt. Der Rücktritt erfolgt nach einer internen Untersuchung über Vorgänge bei Lafarge in Syrien. Olsen wurde zwar kein Fehlverhalten vorgeworfen, sein Rücktritt sollte aber dazu dienen, Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Olsen hatte den Konzern seit der Fusion Mitte 2015 geführt. "Ich bin stolz darauf, was wir seit Juli 2015 bei Lafarge Holcim erreicht haben", sagte Olsen am Mittwoch an einer Telefonkonferenz.
Für das Gesamtjahr 2017 bestätigte Lafarge Holcim die Ziele: Der Konzern strebt ein zweistelliges Wachstum des betrieblichen EBITDA. Bei der Nachfrage über alle Märkte betrachtet rechnet er mit einem Wachstum von 2 bis 4 Prozent. (sda)