Kreislaufwirtschaft: Verbände fordern praxistaugliche Bedingungen
Die Politik soll für praxistaugliche Rahmenbedingungen für die Kreislaufwirtschaft sorgen. Das fordert eine Allianz aus Cemsuisse, Schweizerischem Baumeisterverband (SBV), Baustoffrecycling Schweiz (ARV) und dem Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB). Es solle auf Innovationen statt auf Überregulierung gesetzt werden.
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Aushub- und Rückbaumaterial machen in der Schweiz über vier Fünftel des Abfalls aus.
Zirka 84 Prozent des Schweizer der Abfalls wird vom Bau über
Aushub- und Rückbaumaterial verursacht. „Rund 70 Prozent der Rückbaumaterialien
werden heute bereits wieder verwertet. Die Bauwirtschaft erreicht somit einen
höheren Verwertungswert als beispielsweise Batterien und Akkus“, sagte
SBV-Zentralpräsident Gian-Luca Lardi an der Pressekonferenz, mit der die
Verbände heute über ihr Anliegen informiert haben.
Die Bauwirtschaft sei die Schlüsselbranche, um mit
Kreislaufwirtschaft den überalterten Gebäudepark modern, verdichtet und
energieeffizient zu modernisieren, betonte Lardi. „Wollen wir die CO2-Ziele
erreichen, braucht es eine Offensive im Gebäudepark und eine effiziente
Kreislaufwirtschaft.“ Die Bauwirtschaft könne und wolle hier eine wichtige
Rolle spielen.
Überregulierung als Risiko
Seit letztem Herbst befasst sich im Parlament eine
Subkommission der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des
Nationalrats (UREK-N) mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Die definitiven
Resultate dieser Arbeit werden im Mai erwartet. Wie SBV, Cemsuisse, ARV und
FSKB in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung schreiben, zeigten erste Anhörungen,
zu denen auch die Branchenverbände der Bauwirtschaft eingeladen waren, dass ein
Risiko besteht, dass Überregulierungen vorhandene Ansätze aus der Wirtschaft
schwächen können.
„Kreislaufwirtschaft ist ein wesentliches Element zur
Erreichung der Schweizer Klimaziele“, so Cemsuisse-Präsident Gerhard Pfister an
der Medienkonferenz. Nebst Recycling müsse auch die stofflich-thermische
Verwertung von Materialien vorangetrieben werden. Pfister verwies darauf, dass
die Zementindustrie den Anteil an alternativen Brennstoffen bereits auf rund 70
Prozent erhöhen konnte. Es ist noch weiteres Potenzial vorhanden. Wie Pfister
weiter ausführte, liessen sich pro Jahr zusätzliche 400'000 Tonnen CO2
einsparen. Dies, indem Abfälle, die sich nicht für eine rein stoffliche
Verwertung eignen, als alternative Brennstoffe zur Herstellung von Zement
genutzt werden.
Deponien in der Region statt im Ausland
Die Verbände sehen auch die öffentliche Hand als grösste
Bauherrin der Schweiz in der Pflicht. Sie habe eine wichtige Vorbildfunktion,
indem sie Recyclingmaterial vermehrt bestelle, so Kurt Morgan,
Interimspräsident von ARV und verwies auf das in diesem Jahr in Kraft getretene
Beschaffungsrecht. Indem in Submissionen der Bau mit Recyclingmaterial auch
ausgeschrieben werde, leisteten Bauherren einen wirkungsvollen Beitrag.
„Aktuell wird sehr viel Deponiematerial ins grenznahe
Ausland gefahren, was gerade aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll ist“, so
Morgan. Weniger, dafür aber näher liegender Deponieraum sei ein konkreter
Beitrag zum nachhaltigen Bauen. „Hier müssen der Bund und die Kantone ihre
Verantwortung übernehmen.“ (mai/mgt)