Neues Aufbereitungszentrum für Bauabfälle in Oberglatt
Die Eberhard Unternehmungen rüsten ihre
Betriebsstrukturen für die Zukunft auf. Das neue Aufbereitungszentrum für
Bauabfälle «EbiMIK» wird im September den Betrieb aufnehmen. Im Mai hat das
Unternehmen den ersten zirkulären Beton der Schweiz ausgeliefert.
Quelle: Claudia Bertoldi
Bauabfälle werden bereits heute zu einem grossen Teil recycelt. Problematisch ist aber nach wie vor die Wiederaufbereitung von Mischabfällen.
Die Kreislaufwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass
Rohstoffe effizient und so lange wie möglich genutzt werden. Werden die
Material- und Produktkreisläufe geschlossen, können die Rohstoffe immer wieder
von neuem verwendet werden. Die Schweiz ist ein rohstoffarmes Land und verfolgt
deshalb bereits seit Mitte der 1980er-Jahre die Optimierung der
Kreislaufwirtschaft.
Vor allem in der Baubranche besteht grosses Potenzial.
Millionen von Tonnen an Rückbaumaterialien wie Beton, Kies, Sand, Glas, Asphalt
oder Mauerwerk fallen jährlich an. Werden diese aufbereitet und der Produktion
neuer Baumaterialien zugeführt, können enorme Mengen von Rohstoffen eingespart,
zudem der Transport zur Deponie und der Einbau der ungenutzten Altmaterialien
vermieden werden.
Allein 7,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien stammen aus
dem Abriss von Gebäuden. Laut den Angaben des Bundesamts für Umwelt (Bafu)
wurden im Jahr 2018 von insgesamt 17,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien
knapp 12 Millionen Tonnen wiederverwertet. Es besteht also noch grosses
Potenzial, insbesondere bei Mischabbruch, der den Grossteil der noch nicht in
einem Kreislauf einbezogenen Materialien ausmacht.
Kreislaufwirtschaft in der Privatwirtschaft
Eine zentrale Rolle im Wandel hin zu verstärkter Kreislaufwirtschaft nimmt nicht nur die öffentliche Hand durch die Gesetzgebung, sondern die Privatwirtschaft ein. Seit geraumer Zeit wird das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auch von den Unternehmen immer öfters berücksichtigt. Die Eberhard Unternehmungen gehören zu den Pionieren und unternehmen augenblicklich grosse Anstrengungen, das zirkuläre und nachhaltige Bauen entscheidend zu beeinflussen.
Das Familienunternehmen ist seit über 65 Jahren
in der Baubranche tätig. Sein Firmenportfolio umfasst inzwischen die Bereiche
Tiefbau, Rückbau, Altlasten, Entsorgung, Logistik, Baustoffrecycling und
Baustoffe. Dies ermöglicht dem Unternehmen, innovative Ideen gekoppelt mit
moderner Technik für umweltfreundliche und massgeschneiderte Gesamtlösungen
umzusetzen.
Quelle: Stephan Lutz
Das rund 20'000 Quadratmeter grosse Zentrum «EbiMIK» während der Bauphase im Frühjahr: Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von zwei Megawatt installiert.
Modernste Aufbereitung
In Oberglatt stehen die Arbeiten für das neue
Aufbereitungszentrum für Bauabfälle «EbiMIK» (Eberhard – Materialien im
Kreislauf) kurz vor dem Abschluss. Bei einen Rundgang anlässlich des zum
zweiten Mal ausgerichteten Kreislauftags wurde ein erster Einblick hinter die
Kulissen des neuen Zentrums möglich.
Auf einer Grundfläche von rund 20'000 Quadratmetern entsteht
eine Aufbereitungsanlage für Mischabbruch mit sechs intelligenten Robotern. Die
Abfälle aus dem Rückbau setzen sich aus zwei Dritteln Betonabbruch, einem
Viertel Mischabbruch sowie Bausperrgut zusammen. Der bisher als minderwertig
angesehene und deshalb zumeist deponierte Mischabbruch wird in der Anlage zu
qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet.
Dabei kommt eine neue und effiziente Verfahrenstechnik zum
Einsatz. «Die Materialien werden zunächst mit einem Sortierbagger vorsortiert
und dann mit dem Sizer grob zerkleinert. Danach befreien zwei Roboterlinien mit
jeweils drei Greifarmen die mineralischen Stoffe von Fremdstoffen wie Plastik,
Glas, Ziegel, Holzoder Metall. Die künstliche Intelligenz der Roboter erkennt
die Materialien über Sensorboxen», erklärt Patrick Eberhard, Bereichsleiter
Baustoffe von Eberhard und Geschäftsführer der Zirkulit AG, auf dem Rundgang.
Quelle: Claudia Bertoldi
In der modernen Aufbereitungsanlage kann rund um die Uhr Recyclingmaterial aus dem Abbruch mit konstanter Leistung und verlässlicher Qualität sortiert werden.
Der Roboter kann grosse Materialteile mit einem Gewicht von
bis zu 30 Kilogramm aussortieren, eine Last, die gemäss den Suva-Vorschriften
von den Angestellten nicht gehoben werden darf. Das Sortieren würde vom
Menschen noch besser ausgeführt werden, allerdings nur für kurze Zeiträume. Die
Roboter gewährleisten ganztags durchgehend konstante Leistungen und
verlässliche Qualität. Bis zu 12'000 präzise Zugriffe pro Stunde sind möglich.
Grössere Teile werden mit dem Sortierbagger getrennt.
Aus dem Mischabbruch werden so hochwertige, sortenreine
Sekundärrohstoffe gewonnen, die dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden
können. Im neuen Aufbereitungszentrum ist ein enormes Rohstofflager für bis zu
60'000 Tonnen Sekundärrohstoffe vorgesehen. Je nach Anwendung werden diese
Rohstoffe nachträglich zusätzlich fraktioniert.
Quelle: Claudia Bertoldi
Der Sizer ist eine Maschine, die das von einem Sortierbagger vorsortierte Material grob zerkleinert. Danach separieren sechs Roboter die Wertstoffe.
Der erste zirkuläre Beton der Schweiz
Ein höchstmöglicher Anteil von Sekundärrohstoffen sowie ein geringerer CO2-Ausstoss: Das sind die besonderen Eigenschaften, die den neuen Beton Zirkulit auszeichnen. Im Oktober 2020 lancierte Eberhard diesen ersten zirkulären Beton der Schweiz. Im Mai wurde er erstmals für den Bau von drei Mehrfamilienhäuser ausgeliefert. Durch den Einsatz von 1850 Kubikmetern Zirkulit-Beton bei diesem Projekt können rund 3200 Tonnen Primärrohstoffe eingespart werden.
Zudem wird mittels einer neuartigen Technologie CO2 im Beton
gespeichert, was den CO2-Fussabdruck des Bauprojekts um rund 8500 Kilogramm
reduziert. Der CO2-Fussabdruck von Zirkulit ist somit geringer als jener von
Primärbeton, eine Tatsache, die bei der Planung umweltfreundlicher Gebäude
immer stärker Berücksichtigung finden sollte. So können Treibhausgasemissionen,
die bei der Konstruktion eines Gebäudes entstehen, beachtlich reduziert werden.
Quelle: Claudia Bertoldi
Im Aufbereitungszentrum für Bauabfälle «EbiMIK» wird an der weiteren Verbesserung der Rezeptur des neuen zirkulären Betons getüftelt.
Beton muss gleichwertig sein
Entscheidend für die Nutzung des Betons ist allerdings auch
die Tatsache, dass er die gleichwertigen statischen Eigenschaften aufweist wie
ein aus Primärstoffen gefertigter Beton. Gleichzeitig ist er gut verarbeitbar.
Er kann also in allen Bereich des gesamten Hauses eingesetzt werden, unter
anderem auch für statisch tragende Innen- und Aussenwände, die auch dem Regen
ausgesetzt sein können, für alle Kellerinnen- und -aussenwände sowie für die
wasserdichte Bodenplatte.
Zirkulit hat die gleiche Lebensdauer wie ein Primärbeton,
besteht dabei aber zu 75 Prozent aus Sekundärstoffen. Ein Kubikmeter Zirkulit
wird aus rund 320 Kilogramm Primärstoffen, 1750 Kilogramm Sekundärstoffen
(davon zehn Kilogramm CO2) und 280 Kilogramm Zement hergestellt. Nach dem
Nutzungsende eines Bauwerks kann der Beton wieder vollumfänglich der zirkulären
Verwertung zugeführt werden. Es entsteht also keinerlei Downcycling, bei dem
die betroffenen Materialien durch den Weiterverarbeitungsprozess an Qualität
verlieren und ein minderwertiges Endprodukt entsteht.
Das Potenzial des neuen Betons ist gross. Theoretisch könnte die Bauwirtschaft in der Schweiz jährlich 7,5 Millionen Tonnen Abfall beseitigen und dabei gleichzeitig über 42 Millionen Kilogramm CO2 im Beton speichern. Ein Anfang wird nun im neuen Aufbereitungszentrum für Bauabfälle in Oberglatt gemacht. Hier werden beim Recycling und der Wiederaufbereitung hochwertiger Sekundärbaustoffe die Grundlagen für die parallel verlaufende Produktion des zirkulären Betons gesetzt.
Die Eberhard Unternehmungen erreichen damit den Wendepunkt von der Recyclingwirtschaft in die Kreislaufwirtschaft, so CEO Martin Eberhard: «Wir ermöglichen die Transformation in das neue Zeitalter des zirkulären Bauens – werterhaltend, ressourcenschonend und umweltoptimiert.»
Die Arbeiten für die Fertigstellung des neuen Aufbereitungszentrums für
Bauabfälle laufen auf Hochtouren. Am 24. September soll es eröffnet werden.
Quelle: Claudia Bertoldi
Zirkulit heisst der neue zirkuläre Beton von Eberhard. Er besteht zu grossen Teilen aus Sekundärrohstoffen und kann zusätzlich CO2 aufnehmen.