11:45 BAUBRANCHE

Konjunktur: Erholung der Wirtschaft setzt sich mit weniger Schwung fort

Teaserbild-Quelle: Scott Webb, Pixabay-Lizenz

Die Konjunktur dürfte sich dieses Jahr wie erwartet weiter erholen, allerdings etwas weniger dynamisch als bisher angenommen. Dies prognostiziert die Expertengruppe des Seco und senkt ihre Wachstumsprognose für 2021 auf 3,2  Prozent.

Allerdings würde die Schweizer Wirtschaft damit noch immer deutlich über dem Durchschnitt wachsen. Für das Jahr 2022 rechnen die Seco-Fachleute mit einer Beschleunigung von 3,4 %.

Nach den Lockerungsschritten Anfang März habe sich die Binnenwirtschaft erwartungsgemäss von den Rückschlägen des Winterhalbjahrs erholt, heisst es in der Medienmitteilung des Seco. Im Sommer dürfte die Wirtschaftsaktivität das Vorkrisenniveau überschritten haben, derweil dürfte die globale Erholung zunächst etwas weniger schwungvoll ausfallen.

Ursache hierfür sind etwa Kapazitätsengpässe: Sie begrenzen das Wachstum der globalen Industrieproduktion vorläufig, was wiederum entsprechende Preisanstiege zur Folge hat. Zudem leidet der Dienstleistungssektor in einigen Ländern unter verstärkten Corona-Massnahmen.

Schweizer Wirtschaft: Erholung setzt sich fort

Die Expertengruppe nimmt an, dass sich die Erholung auch in der Schweiz fortsetzt; kurzfristig jedoch etwas weniger dynamisch. Vor allem stark exponierte Bereiche wie der internationale Tourismus werden wohl zögerlicher aus der Krise herausfinden. Bleiben stark einschränkende Massnahmen wie Betriebsschliessungen im weiteren Verlauf des Jahres aus, rechnet man beim Seco nicht damit, dass die Konjunkturerholung unterbrochen wird.

Im Zuge von Aufholeffekten beim privaten Konsum und bei den Investitionen, aber im Zuge eines deutlichen Exportwachstums, sollte die Schweizer Wirtschaft laut den Fachleuten in den kommenden Quartalen deutlich stärker wachsen als im historischen Mittel.

So sagt die Expertengruppe für das Gesamtjahr 2021 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP von 3,2 % voraus. Die Abwärtsrevision gegenüber der Prognose von Juni (+3,6 %) ist auch darauf zurückzuführen, dass gemäss aktuellsten Daten der Wirtschaftseinbruch 2020 nicht ganz so stark ausgefallen ist, sodass auch die volkswirtschaftlichen Aufholpotenziale insgesamt geringer sind.

Weltweite Konjunktur: Starke Wachstumsimpulse im 2022

Nächstes Jahr sollte die weltweite Konjunktur an Fahrt gewinnen: Engpässe bei Vorprodukten und Transportkapazitäten dürften sich auflösen und die pandemische Lage sich weiter normalisieren. Damit gewänne die wirtschaftliche Erholung an Breite und verliehe auch dem internationalen Handel mit Dienstleistungen Schub.

Entsprechend erwartet die Expertengruppe sowohl bei der Binnennachfrage als beim Aussenhandel starke Wachstumsimpulse.  Sie prognostiziert somit in der Summe für 2022 ein Sportevent-bereinigtes BIP-Wachstum von 3,4 % (Prognose von Juni: +3,3 %).

Arbeitsmarkt: Abbau der Kurzarbeit

Am Arbeitsmarkt wirkt sich die anhaltende Erholung deutlich aus. Die Kurzarbeit dürfte sukzessive abgebaut werden und die Arbeitslosigkeit stark zurückgehen. Für 2021 erwartet das Seco eine jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote von 3,0 %, für 2022 einen weiteren Rückgang auf 2,7 % im Jahresdurchschnitt. Die Inflation dürfte leicht höher ausfallen als in der Juni-Prognose angenommen (2021: +0,5 %; 2022: +0,8 %).

Konjunkturrisiken: Coronavirus und Kapazitätsengpässe

Allerdings lässt sich das Risiko von Rückschlägen bei der Entwicklung der Pandemie nicht ausschliessen. Stark einschränkende gesundheitspolitische Massnahmen könnten massiv auf der Erholung lasten, zum Beispiel wenn sich allfällige Virusvarianten verbreiten und die Impfstoffe nicht entsprechend gegen diese wirken.

Dämpfer bei der Konjunkturerholung könnte es auch geben, wenn die aktuell beobachteten Kapazitätsengpässe anhalten und die jüngsten Inflationsanstiege in einen anhaltenden Preisdruck mit steigenden Langfristzinsen münden. Bestehende Risiken im Zusammenhang mit der Verschuldung von Staaten und Unternehmen sowie von Korrekturen an den Finanzmärkten verschärften sich in einem solchen Szenario deutlich. Auch die Risiken im inländischen Immobiliensektor würden akzentuiert.

Chancen: Mehr Ersparnisse wegen Lockdown

Umgekehrt könnte die Erholung im Inland und in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften allerdings auch markanter ausfallen als prognostiziert. So hat ein Teil der Haushalte seit dem Frühjahr 2020 angesichts eingeschränkter Konsummöglichkeiten erhebliche zusätzliche Ersparnisse gebildet, die teilweise für Konsumausgaben eingesetzt werden könnten. (mgt/mai)

Internettipp: Weiterführende Informationen zur Prognose der Expertengruppe Konjunkturprognosen unter www.seco.admin.ch

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