Kolumne: «Fake News» zur aktuellen Arbeitsmarktsituation der Ü60?
In der Kolumnen-Serie berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Daniel Löhr, Präsident der Fachgruppe Karriere und Kommunikation von Swiss Engineering STV und Partner der E.M.S. AG, beschäftigt sich mit der aktuellen Arbeitsmarktsituation der Ü60.
Quelle: zvg
Daniel Löhr ist Präsident der Fachgruppe Karriere und Kommunikation von Swiss Engineering STV und Partner Engineering Management Selection E.M.S. AG.
Am 21. Mai ging (erneut) eine Schlagzeile durch den Blätterwald, welche mich aufhorchen liess: «Erfahrung schützt vor Jobverlust? Das war einmal».
Mit einem Balkendiagramm (Quellenangabe SECO) grafisch-dramatisch unterlegt, bestätigte auch bildlich, dass die Arbeitslosenquote bei den über 60-Jährigen bei 4,1 Prozent liegt und somit weit über dem Durchschnitt von 3 Prozent liegt. Weil ich dieses Jahr 60 Jahre alt werde, löste der Artikel bei mir definitiv einen Schweissausbruch aus! Mein Puls stieg, und ich begann mit rasendem Herzen den Artikel zu lesen. Da ich beim Lesen gerne mitdenke und mir meine eigene Meinung bilde, löste der Beitrag bei mir umgehend eine gehörige Portion Ärger aus.
Seit Jahren wird uns mit apokalyptischer Dramaturgie berichtet, dass der demographische Wandel den Fachkräftemangel unaufhaltsam befeuert und wir in einen Abgrund des volkswirtschaftlichen Stillstands stürzen würden! Zwei marktschreierische Schlagzeilen – mit diametralen Aussagen, was stimmt nun eigentlich?
Fachkräftemangel aufgrund des demographischen Wandels und hohe Arbeitslosigkeit bei über 60-Jährigen, das kann gar nicht möglich sein. Es gibt sicherlich das Argument zu berücksichtigen, dass der Deckungsgrad der «Nachfragekompetenzen» mit den «Angebotskompetenzen» nicht kongruent sein könnte. Hier liegt wohl ein Teil des grossen Potenzials verborgen, welches schon seit Jahren in der immer noch vorhandenen Inflexibilität der Arbeitgeber und Arbeitnehmer liegt.
Es ist an der Zeit, die hohen Erwartungen an die Übereinstimmung der Profile (Nachfrage und Angebot) über Bord zu werfen und dem «Leben langen Lernen» ein Gesicht zu geben. Nämlich das Gesicht, dass das «Learning by Doing» mehr Wert bekommen sollte als die vielen Nachdiplome, welche durch den immer schneller drehenden Markt meistens meilenweit hinterherhinken.
Mir hat es wieder einmal bestätigt, dass Schlagzeilen in der heutigen Zeit eher der Effekthascherei dienen und nichts wert sind und man bezüglich «Hiobsbotschaften» besser seine eigenen Schlüsse zieht und vor allem, dass man viel besser etwas tut, als eine herbeigeschriebene Situation «beklönt»!