KOF-Baublatt-Ausblick: Rege Investitionstätigkeit im Baugewerbe
Die nominalen Bauinvestitionen in der Schweiz befinden sich auf gutem Kurs. In den ersten drei Quartalen 2022 sollten sie gemäss dem KOF-Baublatt-Ausblick weiter zulegen. In Anbetracht der steigenden Baupreise dürfte die reale Zunahme der Bauinvestitionen in nächster Zeit jedoch weniger kräftig sein.
Quelle: Stefan Schmid
Die Geschäftslage des Baugewerbes verbessert sich laut KOF Konjunkturumfrage weiter. Demnach gehen 47 Prozent der Bauunternehmen von einer guten und knapp 49 Prozent von einer zufriedenstellenden Geschäftslage aus. Bild: Letzi-Turm beim Bahnhof Altstetten.
Die nominalen Bauinvestitionen in der Schweiz haben gemäss dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im dritten Quartal 2021 um 3,0 Prozent und im vierten Quartal um 3,9 Prozent gegenüber den jeweiligen Vorjahresquartalen zugelegt. Im letzten Quartal 2021 wurden Bauinvestitionen im Wert von 17,3 Milliarden Franken getätigt, was einer Steigerung von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau von Anfang 2020 entspricht.
Die Summe der getätigten Bauinvestitionen im Jahr 2021 liegt somit
insgesamt 3,4 Prozent als die Investitionssumme des von der Coronakrise
besonders gebeutelten Jahres 2020. Eine Beschleunigung in diesem Ausmass wurde
zuletzt 2014 beobachtet.
«Gut bis zufriedenstellend»
Für das laufende Jahr deuten die Baubewilligungen auf eine weitere Ausweitung der Bauinvestitionstätigkeit hin. Der KOF-Baublatt-Ausblick prognostiziert eine Zunahme der nominalen Bauinvestitionen um 2,7 Prozent im ersten Quartal und um je 1,1 Prozent im zweiten und dritten Quartal 2022 gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen. Verglichen mit den Prognosen des KOF-Baublatt-Ausblicks vom vergangenen November bleibt der aktuelle Ausblick somit unverändert zuversichtlich für das angelaufene Jahr.
Quelle: Baublatt / KOF / Seco
Die Geschäftslage im Schweizer Baugewerbe verbessert sich gemäss KOF Konjunkturumfrage weiter. In der jüngsten Umfrage vom Januar 2022 berichten 47 Prozent der befragten Bauunternehmen von einer guten, knapp 49 Prozent von einer zufriedenstellenden und lediglich fünf Prozent von einer schlechten Geschäftslage.
Ihre Einschätzung der gegenwärtigen und zukünftigen
Geschäftslage hat sich seit dem vorgängigen KOF-Baublatt-Ausblick im November
2021 nochmals aufgehellt. Ausserdem ist der Anteil jener Bauunternehmen, die
einen Mangel an Material und Vorprodukten beklagen, seit der Zuspitzung im
Sommer 2021 kleiner geworden. Dies gilt in der Tendenz für Firmen des Hochbau-,
Tiefbau- und Ausbaugewerbes, jedoch entspannt sich die Situation für letztere
bislang nur langsam.
Derweil rückt in der Baubranche der Arbeits- und Fachkräftemangel wieder in den Vordergrund. Seit dem Einbruch im Frühjahr 2020 ist der Anteil jener Bauunter-nehmen, welche den Arbeitskräftemangel als Leistungshemmnis sehen, wieder kontinuierlich angestiegen. Der Anteil beläuft sich aktuell auf 45 Prozent und liegt somit deutlich über den beobachteten Werten des Jahres 2019 vor dem Ausbruch der Krise.
Quelle: Baublatt / KOF / Seco
Der KOF-Baublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen
Bauinvestitionen. Somit muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um
das damit verbundene reale Bauvolumen abschätzen zu können. In der Grafik
«Baupreise» ist daher die vom Bundesamt für Statistik (BfS) halbjährlich
erhobene Preisentwicklung für das Baugewerbe im Vergleich zum Vorjahr sowie
der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen Konjunkturumfrage in der
Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen für das laufende Quartal abgetragen.
Mithilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich das zu erwartende
Bauinvestitionsvolumen ableiten.
Erhöhte Preiserwartungen
Gemäss der jüngsten Veröffentlichung des BfS sind die
Schweizer Baupreise bis Oktober 2021 innert Jahresfrist um 4,1 Prozent gestiegen.
Eine Baupreissteigerung in diesem Ausmass wurde in der Schweiz zuletzt im Jahr
2007 im Zuge des globalen Booms und einer längeren Baupreisinflationsphase
beobachtet. Die aktuelle Baupreisteuerung ist aber zu Teilen auch auf
Spezialeffekte wie die globalen Lieferengpässe, Materialknappheit und
Basiseffekte als Folgen der Coronakrise zurückzuführen.
Die aktuelle Preisdynamik spiegelt sich auch deutlich in den
Preiserwartungen der Schweizer Bauunternehmen wider. Nach dem Corona-Tief im
zweiten Quartal 2020 schossen die Preiserwartungen gemäss KOF
Konjunkturumfragen in bisher unbekannte Höhen. Erstmals seit 2006 kletterte der
Saldo der Preiserwartungen im Sommer 2021 auf einen positiven Wert zurück.
Seither erhöhen sich die Preiserwartungen weiter. Aktuell rechnen 22 Prozent
der befragten Bauunternehmen in den nächsten drei Monaten mit steigenden und 66
Prozent mit gleichbleibenden Baupreisen. Steigen die Baupreise in der
betrachteten Periode insgesamt an, werden die realen Bauinvestitionen unter den
hier dargestellten nominalen Werten des KOF-Baublatt-Ausblicks liegen.
ANMERKUNG: Der aktuelle KOF-Baublatt-Ausblick erscheint hier einmalig nach der SECO Publikation des vierten Quartals 2021. Die Prognose des vorliegenden KOF-Baublatt-Ausblicks beruht auf den Bauinvestitionen bis und mit drittes Quartal 2021. Die jüngste Veröffentlichung des vierten Quartals 2021 wurde nicht berücksichtigt, um die Konsistenz der Prognosen zu bewahren. (KOF)
Hintergrund Methode
Da die meisten Bauvorhaben von einer staatlichen Bewilligung abhängen, können die Informationen über eingereichte Baugesuche und erteilte Baubewilligungen für die Vorhersage der zu erwartenden Bauinvestitionen genutzt werden. Die vom Baublatt erhobenen Informationen über die Baugesuche und -bewilligungen werden von der KOF ausgewertet. Auf Basis der Baubewilligungen hat die KOF eine Methode entwickelt, die eine Voraussage über die zu erwartenden nominellen Bauinvestitionen in den nächsten vier Quartalen erlaubt. Der KOFBaublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen Bauinvestitionen, weil die Angaben in den Gesuchen und Bewilligungen zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen gemacht werden. Wegen der unterschiedlichen Saisonalität der Baubewilligungen und der Bautätigkeit werden die Niveauangaben einer Saisonbereinigung unterzogen. (KOF)
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