KOF-Baublatt-Ausblick: Bauunternehmen rechnen vermehrt mit Preisanstiegen
Basierend auf den vom Baublatt erhobenen Baubewilligungsdaten bis April 2022 prognostiziert der KOF-Baublatt-Ausblick eine Steigerung der nominalen Bauinvestitionen im aktuellen Jahr. In allen vier Quartalen 2022 dürften die Investitionen im Vorjahresvergleich zulegen, die Dynamik im Jahresverlauf jedoch leicht abnehmen.
Quelle: Stefan Schmid
Beim Kirchenzentrum Glaubten in Zürich entsteht ein Neubau, in dem das Sozialwerk Pfarrer Sieber eine Anlaufstelle für Menschen in Not einrichten wird.
Die nominalen Bauinvestitionen in der Schweiz haben im vierten Quartal gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt. Im vergangenen Jahr wurden somit Bauinvestitionen von insgesamt 68,4 Milliarden Franken getätigt (zu laufenden Preisen).
Die Jahressumme der nominalen Bauinvestitionen im Jahr
2021 lag insgesamt 3,4 Prozent über dem Niveau von 2020. Ein Teil dieser
Steigerung ist jedoch dem höheren Preisniveau für die Bautätigkeit im
vergangenen Jahr geschuldet. Basierend auf den vom Baublatt erhobenen
Baubewilligungsdaten prognostiziert der KOF-Baublatt-Ausblick für das laufende
Jahr eine weitere Zunahme der nominalen Bauinvestitionen. Allerdings dürften
diese im Verlauf des Jahres an Schwung verlieren. Für das erste Quartal schätzt
der KOF-Baublatt-Ausblick die Steigerung der Investitionssumme auf 3,1 Prozent
gegenüber dem ersten Quartal 2021.
Im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresquartalen dürften die nominalen Bauinvestitionen im zweiten Quartal um 1,4 Prozent zulegen. Im dritten Quartal dürfte der Anstieg 1,5 Prozent betragen und im vierten Quartal noch 1,0 Prozent. Der aktuelle Ausblick prognostiziert aufgrund der neu hinzugekommenen Baubewilligungsdaten eine kräftigere Zunahme der nominalen Bauinvestitionen für das aktuelle Jahr als der vorgängige KOF-Baublatt-Ausblick vom März.
Quelle: Baublatt / KOF / Seco
Akuter Arbeitskräftemangel
Gemäss den Ergebnissen der KOF Konjunkturumfrage im April bewerten die Bauunternehmen ihre Geschäftslage jüngst positiver als noch zu Beginn des Jahres. Demnach melden 48 Prozent der Unternehmen eine gute Geschäftslage, 47 Prozent eine zufriedenstellende und nur fünf Prozent eine schlechte.
Als «günstig» beurteilt wird auch die Entwicklung der Nachfrage und
der Bautätigkeit in den vergangenen drei Monaten. Die Mehrheit der
Bauunternehmen berichtet aktuell von einem «durchschnittlichen»
Auftragsbestand. Zusätzlich bewerten 30 Prozent der Bauunternehmen ihren
Auftragsbestand als «hoch» und weitere 13 Prozent als «zu niedrig».
Gleichzeitig beklagte jüngst die Hälfte der Unternehmen den Arbeitskräftemangel im Baugewerbe. Damit hat sich das Problem im Vergleich zur Situation beim Jahresbeginn nochmals akzentuiert. Zusätzlich behindert jetzt die Knappheit von Material und Vorprodukten wieder vermehrt die Leistungserbringung. Diesbezüglich melden aktuell 51 Prozent der Bauunternehmen Schwierigkeiten bei der Produktion.
Die Erwartungen der Baufirmen trüben sich nun erstmals nach der Erholung vom Corona-Schock wieder ein. Insbesondere werden sie in ihren Erwartungen hinsichtlich der künftigen Geschäftslage zurückhaltender. Dennoch rechnen zehn Prozent der Baufirmen in den kommenden sechs Monaten mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 83 Prozent mit keiner Veränderung und elf Prozent mit einer Verschlechterung. Ebenfalls haben sich nun ihre Erwartungen für die Nachfrage, die Bautätigkeit und die Ertragslage in den kommenden drei Monaten erstmals wieder eingetrübt.
Quelle: Baublatt / KOF / Seco
Der KOF-Baublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen
Bauinvestitionen. Somit muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um
das damit verbundene reale Bauvolumen abschätzen zu können.
In der Grafik «Baupreise» ist daher die vom Bundesamt für
Statistik (BfS) halbjährlich erhobene Preisentwicklung für das Baugewerbe im
Vergleich zum Vorjahr sowie der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen
Konjunkturumfrage in der Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen für
das laufende Quartal abgetragen. Mithilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich
das zu erwartende Bauinvestitionsvolumen ableiten.
Aufwärtsdruck bei Baupreisen
Im vergangenen Jahr hat sich das Preisniveau im Bausektor
erstmals seit 2007 wieder kräftig erhöht. Gemäss den vom BfS erhobenen
Preisdaten haben sich die Bauleistungen im Oktober 2021 innerhalb einer
Jahresfrist um 4,1 Prozent verteuert. Zumindest teilweise sind die globalen
Lieferengpässe sowie die weitreichende Rohstoff- und Materialknappheit für
diese Preissteigerungen verantwortlich. Neben der verteuerten Energie und
höheren Materialkosten könnte sich allmählich auch der Arbeitskräftemangel im
Baugewerbe in höheren Preisen niederschlagen.
Die Ergebnisse der jüngsten KOF Konjunkturumfrage vom April
zeigen, dass sich der Aufwärtsdruck bei den Baupreisen seit der
Veröffentlichung des Baupreisindexes durch das BfS im Oktober 2021 nicht
vermindert hat. Im Gegenteil: Die Preisdynamik hat weiter an Fahrt gewonnen.
Aktuell rechnen 25 Prozent der Unternehmen in den nächsten drei Monaten mit
steigenden Preisen. 61 Prozent gehen von gleichbleibenden und acht Prozent von
sinkenden Preisen aus.
Im April letzten Jahres rechneten noch deutlich mehr Baufirmen mit sinkenden (17 %) als mit steigenden Preisen (5 %). Steigen die Baupreise in der betrachteten Periode insgesamt an, werden die realen Bauinvestitionen unter den hier dargestellten nominalen Werten des KOF-Baublatt-Ausblicks liegen. (KOF)
Hintergrund Methode
Da die meisten Bauvorhaben von einer staatlichen Bewilligung abhängen, können die Informationen über eingereichte Baugesuche und erteilte Baubewilligungen für die Vorhersage der zu erwartenden Bauinvestitionen genutzt werden. Die vom Baublatt erhobenen Informationen über die Baugesuche und -bewilligungen werden von der KOF ausgewertet. Auf Basis der Baubewilligungen hat die KOF eine Methode entwickelt, die eine Voraussage über die zu erwartenden nominellen Bauinvestitionen in den nächsten vier Quartalen erlaubt. Der KOFBaublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen Bauinvestitionen, weil die Angaben in den Gesuchen und Bewilligungen zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen gemacht werden. Wegen der unterschiedlichen Saisonalität der Baubewilligungen und der Bautätigkeit werden die Niveauangaben einer Saisonbereinigung unterzogen. (KOF)
kof.ethz.ch/prognosen-indikatoren/indikatoren/kof-baublatt-ausblick