KOF-Baublatt-Ausblick: Bauinvestitionen nehmen wieder Fahrt auf
Die bis kürzlich eingereichten Baugesuchs- und Baubewilligungsdaten deuten auf einen Aufschwung der nominalen Bauinvestitionen hin. Der aktuelle KOF-Baublatt-Ausblick vom August zeigt eine Zunahme von mehr als einem Prozent für das zweite, dritte und vierte Quartal 2024 an.
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Bei Firmen des Bauhauptgewerbes haben sich die Erwartungen für die nächsten Monate verbessert. Positive und negative Erwartungen halten sich beim Ausbaugewerbe dagegen ungefähr die Waage.
Gemäss den jüngsten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) haben sich die nominalen Bauinvestitionen in der Schweiz im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,5 Prozent erhöht. Der Jahresstart verlief somit weniger dynamisch als die letzten beiden Quartale 2023 vorlegten (2023-Q3: 1,5%, 2023-Q4: 0,9%). Immerhin übertrifft diese Entwicklung moderat die Schätzung des vorangehenden KOF-Baublatt-Ausblicks vom Mai (0,3%), der auf den bis zu diesem Zeitpunkt eingegangenen Baugesuchen und -bewilligungen basierte.
Aufgrund der vom Baublatt bis zum aktuellen Zeitpunkt erhobenen Gesuchs- und Bewilligungsdaten dürften die Bauinvestitionen in den folgenden drei Quartalen dieses Jahres an Fahrt gewinnen. Im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresquartal wird eine Erhöhung der nominalen Bauinvestitionen von 1,3 Prozent im zweiten Quartal, 1,2 Prozent im dritten Quartal und 1,4 Prozent im vierten Quartal 2024 prognostiziert. Die Summe aller Investitionen in den vier Quartalen 2024 läge somit ein Prozent über der entsprechenden Jahressumme von 2023. Im ersten Quartal 2025 dürften sich die Bauinvestitionen dann im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres um weitere 1,5 Prozent erhöhen.
Quelle: Baublatt / KOF / Seco
Wieder mehr Zuversicht im Bauhauptgewerbe
Die auf Basis der Gesuchs- und Bewilligungsdaten prognostizierte Entwicklung der anstehenden Bauinvestitionen wird momentan nur teilweise in den Erwartungen der Firmen im Bausektor widergespiegelt. Die Baufirmen schätzen ihre gegenwärtige Geschäftslage mehrheitlich als zufriedenstellend bis gut ein, jedoch kühlt sich die Lage seit einiger Zeit ab. Dies zeigen die aktuellen Ergebnisse der KOF Konjunkturumfragen. Die Nachfrage wird zurückhaltender beurteilt und die Unternehmen bauen ihre Auftragsbestände mehr und mehr ab.
In ihren Erwartungen sind die Baufirmen insgesamt ungefähr neutral: Etwa gleich viele Firmen rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, Nachfrage und Bautätigkeit in den kommenden Monaten wie mit einer Verschlechterung. Bei den Firmen im Bauhauptgewerbe (Hoch- und Tiefbau) hellen sich die Erwartungen für die nächsten Monate aktuell etwas auf. Es wird nun insgesamt wieder mit einer leichten Verbesserung der Geschäftslage, der Bautätigkeit und einem Aufbau der Beschäftigtenzahl gerechnet. Im Gegensatz dazu entwickelt sich die Erwartungshaltung im Ausbaugewerbe in den vergangenen Monaten zunehmend verhaltener, sodass sich aktuell die positiven und negativen Erwartungen ungefähr die Waage halten.
Preisplanungen seltener nach oben gerichtet
Der KOF-Baublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen Bauinvestitionen. Somit muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um das damit verbundene reale Bauvolumen abschätzen zu können. In der Grafik «Baupreise» ist daher die vom Bundesamt für Statistik (BFS) halbjährlich erhobene Preisentwicklung für das Baugewerbe im Vergleich zum Vorjahr sowie der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen Konjunkturumfrage in der Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen für das laufende Quartal abgetragen. Mithilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich das zu erwartende Bauinvestitionsvolumen einordnen. Sollten die Baupreise in diesem Jahr weiter steigen, fällt die reale Entwicklung der Bauinvestitionen weniger kräftig aus, als die vom KOF-Baublatt-Ausblick prognostizierten nominalen Veränderungsraten anzeigen.
Der jüngst vom BFS veröffentlichte Schweizerische Baupreisindex zeigt, dass die Baupreise im April 2024 innert Jahresfrist um ein Prozent zugelegt haben. Nach ihrem Anstieg um ein halbes Prozent zwischen April und Oktober des vergangenen Jahres haben sich die Baupreise zwischen Oktober und April 2023 noch um 0,4 Prozent erhöht. Die Teuerung im Baugewerbe verliert also an Intensität. Gemäss den Ergebnissen der Konjunkturumfragen sehen die Bauunternehmen auch weniger Spielraum zur Steigerung ihrer eigenen Preise. Zurzeit rechnen 11 Prozent der Firmen damit, dass sie ihre Preise in den kommenden drei Monaten erhöhen werden, wiederum knapp 12 Prozent äussern die Absicht, die Preise zu senken. (KOF)
Quelle: BfS / KOF-Konjunkturumfrage
Hintergrund der Methode
Die meisten Bauvorhaben hängen von einer staatlichen Bewilligung ab. Deshalb nutzt die KOF für den vorliegenden Ausblick Informationen über Baugesuche und -bewilligungen, die das Baublatt erhoben hat. Die angewendete Analysemethode erlaubt eine Voraussage über die zu erwartenden nominalen Bauinvestitionen der nächsten vier Quartale.
Der KOF-Baublatt-Ausblick bezieht sich auf die nominalen Bauinvestitionen, da im Baubewilligungsverfahren alle Angaben zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen erfolgen. Alle Niveauangaben werden saisonbereinigt. (KOF)
www.kof.ethz.ch/prognosen-indikatoren/indikatoren/kof-baublatt-ausblick.html