Kein Boom trotz angenommener Initiative
Der nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative oft beschworene Bauboom für Zweitwohnungen hat nicht stattgefunden. Im Gegenteil: In drei wichtigen Tourismuskantonen. Dies geht aus der neusten Baustatistik des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) hervor.
Nach dem Ja zur Zweitwohnungsinitiative vor genau einem Jahr stieg die Zahl der Baugesuche in den Tourismusregionen teilweise stark an. Ein Zweitwohnungsboom ist bisher jedoch im Bauhauptgewerbe nicht feststellbar. Die Umsätze im Wohnungsbau sind in den Tourismuskantonen Graubünden, Tessin und Wallis gar gesunken. Gemäss einer Studie des unabhängigen Forschungsinstituts BAK Basel zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative beläuft sich der Anteil des Zweitwohnungsbau am gesamten Wohnungsbauvolumen in den Gemeinden mit mehr als 20 Prozent Zweitwohnungen auf etwa die Hälfte. Da fast alle Gemeinden in den genannten Kantonen mehr Zweitwohnungen aufweisen, ist der Anteil der Zweitwohnungen am Wohnungsbau bedeutend. Entsprechend würde sich ein Boom im Zweitwohnungsbau auch in den Zahlen widerspiegeln.
Einsprachen zeigen Wirkung
Der Umsatzrückgang im Wohnungsbau lässt sich zumindest teilweise durch die ungünstige Witterung erklären. Wetterunabhängig sind jedoch die Auftragseingänge. Auch hier ist in den Kantonen Graubünden, Tessin und Wallis ein Minus zu verzeichnen. Einzig im Berner Oberland resultiert ein leichtes Plus. Von einem Boom kann also keine Rede sein. Dies zeigt: Die flächendeckenden Einsprachen der Initianten – gemäss deren eigenen Aussagen rund 2000 – zeigen Wirkung.
Zwischen 4800 und 13 000 Stellen gefährdet
Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie des BAK Basel werden bis 2015 im Alpenraum allein im Baugewerbe etwa 4800 Stellen wegfallen. Insgesamt dürften es 8600 sein. Dies gilt dann, wenn sich das Ausführungsgesetz an die geltende Verordnung anlehnt. Im Szenario «Extrem», welches mehr oder weniger einem totalen Baustopp für Zweitwohnungen entspricht, würden gar 7000 Stellen in der
Bauwirtschaft und 13 000 insgesamt wegfallen bis 2015. Die rückläufigen Auftragseingänge im Wohnungsbau zeigen zudem, dass der im Basisszenario prognostizierte kurzfristige Beschäftigungsaufbau 2013 wohl kaum zu erreichen ist. Die Szenarien gelten relativ zu einem Ankerszenario, welches die Entwicklung im Alpenraum ohne die Initiative prognostiziert. (aes/mgt)