Kaufen Ausländer bald Zweitwohnungen?
Künftig sollen Ausländer auch in Interlaken Zweit- und Ferienwohnungen kaufen dürfen. Das sieht ein Reglementsentwurf vor, den der Gemeinderat in die Vernehmlassung geschickt hat.
Demnach sollen pro Jahr maximal zehn Stockwerk-Einheiten an Ausländer verkauft werden können. Der Verkauf von Einfamilienhäusern bleibe aber untersagt, schreibt die Gemeinde dazu in einem Communiqué. Der Reglementsentwurf geht auf ein Postulat zurück, das aus den Reihen der SVP stammt. Der Vorstoss wurde im Juni 2009 vom Grossen Gemeinderat mit hauchdünner Mehrheit überwiesen. Während sich die Befürworter erhoffen, dass dies einen Anreiz für Investoren schafft, in Interlaken neue Wohnungen zu bauen und dass die Lockerung des Erwerbsverbots die Gemeinde attraktiver machen wird, ist die Oppostion gegenteiliger Ansicht. Vor allem die SP hatte sich gegen den Entwurf engagiert. Die Gegner der Neuregelung befürchten eine Verteuerung des Bodens: Für Interlakner könnte der Erwerb von Liegenschaften unerschwinglich werden, was sich auch auf das Mietzinsniveau auswirken dürfte.
Abstimmung voraussichtlich noch dieses Jahr
Die Gemeindekommission, die das neue Reglement erarbeitet hat, geht davon aus, dass es noch dieses Jahr vors Volk gelangt. Frühestens ab 2012 könnte dann die Neuregelung könnte in Kraft treten. Damit sie auch umgesetzt werden kann, müssten die Interlakner zusätzlich der Aufnahme ihrer Gemeinde in die Liste der Fremdenverkehrsgemeinden zustimmen. Der Grund: Für solche Gemeinden sieht das Bundesrecht über den Verkauf von Grundstücken an Ausländer eigene Spielregeln vor.
Die grosse Mehrheit der 29 Gemeinden im Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli verfügt heute über diesen Status. Den Wohnungsverkauf an Ausländer haben sie unterschiedlich geregelt: Manche Gemeinden kennen keine Einschränkungen, andere haben mehr oder weniger enge Grenzen gesetzt. 2009 wurden im ganzen Verwaltungskreis insgesamt 80 Bewilligungen an Ausländer erteilt, wie aus den Vernehmlassungsunterlagen der Gemeinde Interlaken hervorgeht. Im Jahr 2008 waren es 98. Besonders begehrt waren dabei Wohnungen in Iseltwald und Lauterbrunnen sowie Grindelwald. (sda/mai)