Kanton Zürich prüft 30 Standorte für Kleinkraftwerke
Wegen seiner Topographie ist der Kanton Zürich kein typischer Wasserkraft-Kanton. Trotzdem sollen 30 mögliche Standorte für Klein-Wasserkraftwerke geprüft werden.
Kleine Wasserkraftwerke gibt es im Kanton Zürich seit über hundert Jahren. Die Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts begünstigte - verbunden mit einer viel kleineren Regulierungsdichte - den Bau von Kleinkraftwerken direkt durch die ansässigen Industriebetriebe. Dabei handelte es sich häufig um Webereien und Spinnereien. Von den 100 Kleinkraftwerken die damals entstanden, sind noch etwa die Hälfte in Betrieb. Einige davon wurden laufend modernisiert, andere sind nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Das heutige Produktionsvolumen der Zürcher Kleinkraftwerke beträgt etwa 20 Gigawatt pro Jahr.
Energetisches Potential gegen Umweltverträglichkeit
Angesichts der Diskussionen um eine nachhaltigere Energieproduktion und um den Atomausstieg prüft die Zürcher Baudirektion nun vorsorglich 30 mögliche Standorte, die für Kleinkraftwerke in Frage kommen könnten. Sie liegen an der Töss, der Glatt, der Sihl, der Reppisch, dem Aabach in Uster und an der Jona in Wald und Rüti. Diese möglichen Standorte wurden unter Einbezug verschiedenster Kriterien wie minimaler und maximaler Wasserdurchfluss sowie Umweltverträglichkeit ermittelt. - Laut Eidgenössischem Gewässerschutzgesetz sollen Kleinkraftwerke an Standorten mit grossem energetischem Potential und geringem ökologischen und landschaftlichen Wert erstellt werden.
Wasserwirbel liefern Strom
Neben den Kleinkraftwerken vergangener Jahrzehnte, die mit Ihren Zuleitungskanälen und Kleinturbinen einen erheblichen Bau- und Unterhaltsaufwand verursachen, kommen heute auch neue Ideen für Kleinkraftwerke ins Spiel. Im Gespräch sind etwa Wasserwirbel-Kraftwerke, die bereits mit Fallhöhen ab 70 Centimetern und Wassermengen ab einem Kubikmeter pro Sekunde auskommen und nur einen minimalen Eingriff in die Landschaft benötigen.
Wie der Regierungsrat auf eine Anfrage der CVP mitteilt, haben die rund 30 neuen Standorte, die nun geprüft werden, das Potenzial, wirtschaftlich betrieben zu werden - sofern die kostendeckende Einspeisevergütung gewährt wird. Allerdings ist die Untersuchung der Baudirektion erst in der Anfangsphase. Der Landschaftsschutz sei beispielsweise noch gar nicht berücksichtigt worden. Laut der Baudirektion rechnet man mit einer Produktions-Steigerung bei den Kleinkraftwerken von 20 auf höchstens 25 Gigawatt. Verglichen mit Bergkantonen oder etwa dem Kanton Bern sei Zürich definitiv kein Wasserkraft-Kanton. Der Stromverbrauch im Kanton Zürich beträgt etwa 9000 Gigawatt pro Jahr (Stand 2009). (mai/mgt)