Kanton Bern will Materialabbaustellen besser auf die Finger schauen
Nach den Vorkommnissen rund um den Steinbruch Mitholz/Blausee soll das kantonale Amt für Wasser und Abfall die Materialabbaustellen im Kanton Bern besser beaufsichtigen. Der Regierungsrat hat dazu die Bauverordnung angepasst.
Das Amt für Wasser und Abfall (AWA) beaufsichtigt die Materialabbaustelle, soweit dies dem Gewässerschutz dient, wie der Regierungsrat in einer Mitteilung vom Donnerstag schreibt. Das AWA kontrolliert etwa die Einhaltung der Abbaukoten, den betrieblichen Gewässerschutz und die Qualität des Auffüllmaterials. Für diese Aufsichtsarbeiten kann das AWA auch Dritte beiziehen. Die Gemeinden wiederum müssen sicherstellen, dass die Abbaustellen die Betriebsvorschriften und die Wiederherstellungspflicht einhalten.
Kiesbranche kontrolliert sich de facto selbst
Schon
bisher war das AWA für die Aufsicht zuständig, es hat für die Kontrolle
und Überwachung mit dem heutigen Fachverband der Schweizerischen Kies-
und Betonindustrie (FSKB) zusammengearbeitet. Daran, dass sich damit die
Kiesbranche de facto selbst
kontrolliert, dürfte sich auch in
Zukunft nichts ändern, wie aus dem Vortrag des Regierungsrats zur
Verordnungsänderung hervorgeht. Der FSKB erstellt jeweils einen
Inspektionskalender und führt angemeldete Kontrollen durch. Neu sollen
die unangemeldeten Kontrollen verstärkt werden, die das AWA selber
vornimmt.
Vorgesehen ist, dass das AWA etwa 25 Kontrollen pro
Jahr durchführt. Im Kanton Bern gibt es rund 100 Materialabbaustellen.
Damit werde jede dieser Materialabbaustellen zusätzlich zu den jährlichen
Kontrollen des FSKB rund all vier Jahre durch das AWA selber
kontrolliert. Für diese Kontrolltätigkeit des AWA brauche es
entsprechende personelle Ressourcen, hält die Regierung fest. Neu wird
von den Betreibern der Materialabbaustellen auch verlangt,
dass sie,
beziehungsweise ihr Personal, über die erforderlichen Fachkenntnisse
verfügen. Auf Verlangen der Behörde müssen Nachweise erbracht werden.
Steinbruch Mitholz in die Schlagzeilen geraten
In den vergangenen Jahren war der Steinbruch Mitholz wegen nicht gesetzeskonform ab- und zwischengelagertem Material in die Schlagzeilen geraten. Medien hatten 2020 darüber berichtet,; Unter anderem war es um Bahnschotter aus dem nahen Lötschbergtunnel gegangen. Die Besitzer des nahem Ausflugsziels Blausee kritisieren seit längerem, dass Giftstoffe im Boden der Deponie für mehrere Fischsterben in der Fischzuchtanlage am Blausee verantwortlich sein sollen.
Die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments, des Grossen Rates, empfahl der Regierung daraufhin, die Aufsicht über die Materialabbaustellen klarer zu regeln. Die grossrätliche Kommission hatte nach eigenen Angaben bei ihren Untersuchungen den Eindruck erhalten, dass jedes Kontrollorgan sich auf das andere verlasse, keines jedoch einen Gesamtüberblick besitze, "geschweige denn eine Gesamtverantwortung wahrnimmt."
Das Kies- und Deponiewesen sorgt
im Kanton Bern seit Jahren für Schlagzeilen. So büsste etwa die
Wettbewerbskommission 2019 ein Beton- und Kieskartell mit 22 Millionen
Franken. Im selben Jahr leitete die Wettbewerbskommission Untersuchungen
gegen Belagswerke ein. Auch hier besteht der Verdacht auf ein Kartell.
(sda/mai)