Kanton Bern erhält 16 Millionen Franken
Das juristische Tauziehen um die Schäden am Lawinenschutztunnel von Mitholz endet mit einem Vergleich: Der Kanton Bern erhält von den Verantwortlichen 16 Millionen Franken. Über Details des Vergleichs vereinbarten die Parteien Stillschweigen. Der Kompromiss kam mit Hilfe des bernischen Handelsgerichts zustande.
Nur zwei Jahre nachdem der 640 Meter lange Lawinenschutztunnel auf der Zufahrtsstrasse nach Kandersteg in Betrieb genommen worden war, musste der Tunnel wegen Einsturzgefahr wieder geschlossen werden. Der Grund: An der Gewölbedecke hatten sich gefährliche Risse gebildet. Das war 2004. Laut Experten kamen mehrere Ursachen in Frage: etwa der teilweise ungünstige Baugrund, aber auch Fehleinschätzungen beim Berechnen des Erddrucks, der von dem auf dem Tunnel aufgeschütteten Material ausgeht. Auf dem Lawinenschutztunnel war Ausbruchmaterial aus dem damals im Bau befindlichen Neat-Basistunnel abgelagert worden. Weil der Schutt zu stark gegen den Tunnel drückte, musste er deshalb teilweise wieder abgetragen werden.
Währen strafrechtlich keiner für die Risse belangt werden konnte, entspann sich zwischen dem Kanton Bern und den möglicherweise verantwortlichen Firmen eine zähe und komplexe zivilrechtliche Auseinandersetzung. Gleichzeitig musste der Kanton abklären, ob und wie es mit dem schadhaften Tunnel weitergehen könnte. In der einheimischen Bevölkerung gab es Stimmen, die dafür plädierten, den Tunnel aufzugeben. Begründet wurde dies mit dem Umstand, das der Tunnel auf zu labilem Untergrund stehe. Ein Schutzdamm wäre ausreichend und ausserdem günstiger.
Nach umfangreichen Abklärungen entschied sich der Kanton Bern schliesslich im Jahr 2006 aber für die Sanierung des maroden Bauwerks. Nur ein Tunnel könne den gefährdeten Strassenabschnitt zuverlässig schützen, hiess es von Seiten des Kantons. Seine Sanierung kostete 21,5 Millionen Franken - sogar noch etwas mehr als der seinerzeitige Bau des Tunnels mit 19 Millionen Franken. 2009 konnte der sanierte Tunnel wieder in Betrieb genommen werden. In der Region Mitholz ist besonders die sogenannte "Bireloui" gefährlich. Im Lawinenwinter 1999 blockierte sie die Strasse während 14 Tagen. Doch der Mitholztunnel stand auch später unter keinem guten Stern: Im vergangenen Herbst flutete die Kander bei einem Hochwasser das Bauwerk und riss praktisch den gesamten Strassenbelag mit. Immerhin blieb das Tunnelgewölbe intakt. Doch auch die Reparatur des Belags kostete den Kanton erneut viel Geld. (mai/sda)