Jahrtausendealtes, grünes Kulturerbe im Amazonasgebiet
Oft wird der Regenwald im Amazonasgebiet als eines der letzten grossen, von der Zivilisation kaum berührten Gebiete betrachtet. Die Realität sieht anders aus. Der Dschungel ist teilweise stark von Bäumen geprägt, die dort einst von den Menschen während Jahrtausenden kultiviert wurden. Das zeigt eine kürzlich im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichte Studie.
„Sorten wie Kakao-, Açai- oder Paranussbäume kommen wahrscheinlich nur so häufig vor, weil sie von Menschen angepflanzt worden sind, die lange vor den europäischen Kolonisatoren hier waren“, meint der Co-Autor der Studie Nigel Pitman vom Naturhistorischen Museum in Chicago. Zu diesem Schluss kam er, nachdem er zusammen mit einem internationalen Wissenschafterteam Daten zur Natur mit Daten zu rund 3000 archäologischen Fundstätten im Amazonasgebiet miteinander kombiniert hatte: Die Wissenschafter verglichen die Zusammensetzung des Waldes in der Nähe von Orten, an denen es einst eine Zivilisation gab, mit solchen, die kaum oder gar nicht besiedelt worden sind.
Die Forscher fokussierten dazu auf Baumarten, die dort den Menschen seit Jahrtausenden als Nahrungslieferant und Schutz dienen. Dabei stellte sich heraus, dass Nutzbäume in besiedelten Gebieten um bis zu fünf Mal häufiger vorkommen als in von der Zivilisation unberührten Regionen. Vor allem im Amazonasbecken haben sich Kakaobaum und Co. intensiv verbreitet. Während Jahren sei der Einfluss der präkolumbianischen Bevölkerung auf das Ökosystem negiert worden, erklärt Studienleiterin Carolina Levis vom brasilianischen Nationalen Institut zur Erforschung des Amazonas. „Die Bäume waren wichtig als Existenzgrundlage, und sie sie zeigen, dass die Flora im Amazonasgebiet das Erbe vergangener Kulturen ist." (mai)