Irdische Supersonne scheint in Deutschland
Ein unscheinbares Gebäude im westfälischen Jülich birgt eine Lampe der Superlative: die laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) grösste künstliche Sonne der Welt. Sie wurde am Donnerstag offiziell eingeschaltet.
Bei dem Megabeleuchtungskörper handelt es sich um das Herzstück der Forschungsanlage „Synlight“, hinter dem das DLR steht. Mit der Anlage sollen Produktionsverfahren für solare Treibstoffe entwickelt werden, beispielsweise Wasserstoff.
Die Superlampe setzt sich aus 149 Xenon-Kurzbogenlampen zusammen. Zum Vergleich:In einem grossen Kinosaal wird die Leinwand von einer einzelnen Xenon-Kurzbogenlampe bestrahlt. Die Wissenschafter können die Strahler auf eine Fläche von 20 mal 20 Zentimetern fokussieren. Trifft ihre derart stark gebündelte Strahlung dort mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowatt auf, ist sie bis zu 10‘000 Mal intensiver als Sonnenstrahlen auf der Erde: Es entstehen Temperaturen bis zu 3‘000 Grad Celsius. Diese Temperaturen nutzen die Forscher dann um Treibstoffe wie Wasserstoff herzustellen.
Weil die Sonne in Mitteleuropa selten und unregelmässig scheine, sei für die Entwicklung von Produktionsverfahren solarer Treibstoffe eine künstliche Sonne das Mittel der Wahl, schreibt das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt. Wird natürliches statt künstliches Sonnenlicht genutzt, können Schlechtwetterperioden und schwankende Strahlungswerte Tests und ihre Auswertung erschweren und verzögern.
Forschungsanlagen in sonnigere Regionen zu verlargern sorgt laut DLR nur auf den ersten Blick für günstigere Bedingungen. Auch dort scheine die Sonne niemals mit derselben Intensität. Aber genau das sei wichtig für schnelle Innovationszyklen. Das heisst, für gleichbleibende Testbedingungen, die schnell und exakt reproduziert werden können. (mai/mgt)