Industrielle Werke Basel 2016 mit mehr Gewinn aus weniger Umsatz
Die Industriellen Werke Basel (IWB) haben 2016 besser rentiert: Der Gewinn stieg stark, obwohl der Umsatz leicht sank. Der Kanton Basel-Stadt als IWB-Eigentümer profitierte von einer markant höheren Gewinnbeteiligung.
Holzkraftwerk II Basel, Aussenansicht, Visualisierung (Fiedler Beck Ingenieure AG)
Die sogenannte Betriebsleistung als Umsatzgrösse sank gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 727 Millionen Franken. Der Jahresgewinn stieg von 23 Millionen auf 107 Millionen Franken. Konzernchef David Thiel sprach vor den Medien von einem "soliden Ergebnis in einem schwierigen Umfeld".
Der Stromverkauf sank im vergangenen Jahr markant um 17 Prozent auf 1065 Gigawattstunden (GWh). Die IWB begründen dies mit schlechteren Windverhältnissen für ihre europäischen Anlagen, mit weiter gefallenen Marktpreisen aufgrund von Überkapazitäten und mit einer tieferen Neubewertung von Deckungsdifferenzen bei den Netzkosten.
Grosskunden verloren
Die IWB haben im vergangenen Jahr Stromkunden verloren, teils auch grössere, wie Finanzchef Michael Ackermann sagte. Die Strom-Erträge gaben jedoch nur 5 Prozent nach. Dies sei auf "zahlreiche Faktoren" zurückzuführen, unter anderem auf eine "leichte Anpassung" der Netztarife nach oben.
Die Nachfrage nach Fernwärme und Erdgas wurde vom kühlen Winter angeheizt: Der Fernwärmeabsatz stieg um 8 Prozent auf 1034 GWh, der Erdgasverkauf um 4 Prozent auf 2946 GWh.
Auf die Erträge schlug dies gemäss den Verantwortlichen jedoch nicht durch, weil Tarife und Preise gesenkt wurden.
Leicht tiefer als im Vorjahr war der Trinkwasserverkauf: Dieser sank, gemäss IWB wegen des gegenüber dem Vorjahr kühleren Sommers um 3 Prozent auf 28,3 Millionen Kubikmeter.
Mehr Geld an Basel-Stadt
Klar zugelegt hat indes die Gewinnausschüttung an den Stadtkanton, die um 87 Prozent auf 37 Millionen Franken stieg. Insgesamt wird die Nettowertschöpfung der IWB für den Kanton im vergangenen Jahr auf 51 Millionen beziffert.
Die IWB haben erneut Rückstellungen gebildet, um künftige Margen-Belastungen abzudecken, welche die IWB aus Energiebezugsverträgen mit eigenen Wasserkraftwerken erwarten. 2016 stellten die Werke neu neun Millionen Franken zurück, im Vergleich zu 121 Millionen Franken neu gebildeter Rückstellungen im Vorjahr.
Die Bruttoinvestitionen von 139 Millionen Franken wurden erneut vollständig selbst finanziert. Davon flossen 100 Millionen in die Netzinfrastruktur. Die IWB beschäftigten Ende Jahr 826 Angestellte, fünf Personen mehr als 2015. Die Vollzeitstellen stiegen dabei um eine Stelle auf 791.
Neue Strategie gestartet
Vorangekommen sehen sich die IWB mit der Ende 2015 beschlossenen Strategie "smart IWB 2020". Das Unternehmen will damit neue Geschäftsfelder erschliessen und unter anderem die zentrale mit der dezentralen Versorgung zusammenführen.
Immer mehr IWB- Kunden sind zudem gleichzeitig Konsumenten und Lieferanten von Energie. Eben gestartet wurde dazu ein Markttest mit einer App, welche die Stromversorgung neu organisiert. Nutzer können so etwa ihren Stromkonsum auf die witterungsbedingten Schwankungen von Solaranlagen ausrichten.
Mit einer Eigenentwicklung können die IWB zudem in Basel eins zu eins überwachen, wie ihre Anlagen produzieren und auf äussere Einflüsse reagieren. Dies ermögliche eine vorausschauende Überwachung, um die Kosten zu senken und produktiver zu arbeiten.
Auswertung von "Datensee"
Die Auswertung von Daten soll den Kunden einen Mehrwert bieten, wie Thiel weiter sagte. Die Nutzung des "Datensees" geschehe immer so, dass die gesetzlichen Vorschriften des Datenschutzes eingehalten würden.
Als weiteres Ziel sieht die Strategie etwa eine zu 80 Prozent C02-neutrale Fernwärmeproduktion bis 2020 vor. Erreichen wollen dies die IWB unter anderem durch den kürzlich begonnenen Bau eines zweiten Holzkraftwerks sowie den Bau eines Fernwärmespeichers. Im Fernwärmenetz soll zudem die Temperatur abgesenkt werden. Ausbauen will das Unternehmen ausserdem den Biogasanteil. (sda)