In Indien boomt der Solarstrom
Wegen des Preiszerfalls bei Photovoltaikpanels sind Investitionen in Solarstromanlagen auch in Schwellenländern attraktiv. So ist heute in Indien Sonnenenergie günstiger als Strom aus dem Dieselgenerator. Diese Entwicklung führt dort zu einem Solarstromboom: Die Investitionen haben sich von 6,8 Milliarden Dollar (2010) auf 10,3 Milliarden (2011) erhöht.
Zugang zu einem Stromanschluss haben nur etwa über 70 Prozent der Bevölkerung Indiens. Zudem sind Stromausfälle vor allem auch in ländlichen Gebieten Alltag. Dies hat dazu geführt, dass viele Verbraucher zusätzlich einen Dieselgenerator in Reserve haben. Weil aber Photovoltaikanlagen immer günstiger werden und Solarstrom in Indien nur noch etwa halb soviel kostet wie Strom aus dem Dieselstromgenerator, ist ein regelrechter Solarboom ausgebrochen.
Eine der Stärken von Sonnenergieanlagen liegt zwar auch in den dezentralen Einsatzmöglichkeiten. Nachhaltiger für eine zuverlässige Stromversorgung wirkt aber der Anschluss möglichst vieler Photovoltaik-Anlagen an das Netz. Indiens Investitionen in netzrelevante Anlagen stiegen von 600 Millionen Dollar im 2010 auf 4,2 Milliarden Dollar im 2011. Dies entspricht schon beinahe den 4,6 Milliarden Investitionen, die in Windkraft-Anlagen getätigt werden. Die bis Ende 2010 ins Netz gelangenden 180 Megawatt dürften bis Ende 2011 um weitere 375 Megawatt ausgebaut worden sein. Indiens Regierung möchte die Kapazität an Solarstrom in den kommenden zehn Jahren auf 20 Gigawatt steigern.
Vorreiter für Entwicklungsländer
Während die immer günstiger werdenden Solarstromanlagen dürften auch für Drittwelt-Länder immer interessanter werden. Gleichzeitig wird die Konkurrenz unter den Anbietern immer härter. Die "etablierten" Anbieter in Europa spüren schon heute den starken Preisdruck von Anbietern aus China. Nur entwicklungsstarke Unternehmen, die zudem die Kosten im Griff haben, notfalls auch über Produktionsstandorte in Tieflohnländern, dürften im immer globaler werdenden Photovoltaik-Markt Überlebenschancen haben.
In verschiedenen Ländern wird die Einrichtung von Solarstrom-Anlagen staatlich gefördert. Im Zusammenhang mit immer günstiger werdenden Anlagekosten besteht aber die Tendenz, Förderungsbeiträge auch zu reduzieren. Solche Entwicklungen dürften den Druck auf Anlagenbauer und Solarstrom-Produzenten erhöhen, noch günstiger und effizienter zu werden. Beim Solaranlagen-Grossproduzent China hat der Staat die Subventionen je Watt um bis zu 30% gesenkt.
Schweiz und Deutschland
In der Schweiz wird der Vergütungssatz oder vielmehr die „Kostendeckende Einspeisevergütung KEV“, um 10 Prozent tiefer gesetzt. Das Bundesamt für Energie senkt den Förderbeitrag für Dachanlagen per 1. März 2012 auf 36,8 Rappen per Kilowattstunde. Und in Deutschland, wo die Sonnenenergie stark gefördert wird, laufen Diskussionen darüber, die jährlichen Neuinstallationen von Photvoltaik-Anlagen massiv zu reduzieren, vor allem durch Senkung der Förderbeiträge. Bereits bezahlen die deutschen Strombezüger acht Milliarden Euro an die Besitzer von Photovoltaikanlagen. Das sind rund 24 Cent oder knapp 30 Rappen pro Kilowattstunde. Etwa drei Prozent des in Deutschland benötigten Stroms ist Solarstrom. (mai/mgt)