Implenia schreibt im ersten Semester rote Zahlen
Ein Drama um den vermissten Chef in Norwegen und ein hängiger Gerichtsfall drücken den Baukonzern Implenia im ersten Halbjahr in die roten Zahlen. Doch insgesamt sieht sich der Bauriese auf Kurs. Die Aktionäre sind anderer Meinung und trennen sich von ihren Papieren: Der Kurs bricht massiv ein.
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Banknoten, Symbolbild.
Implenia gibt sich optimistisch. Ein anspruchsvoller Start ins Jahr sei das erste Semester gewesen, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung vom Donnerstag. Einerseits forderte die Integration der deutschen Bilfinger Hochbau Kräfte und Mittel, andererseits drückten weitere Sonderkosten auf die Gewinne. Unter dem Strich steht ein Verlust von 11,9 Millionen Franken. Im Vorjahreszeitraum schrieb Implenia einen Gewinn von 9,2 Millionen Franken. Auch auf operativer Ebene bleibt ein Verlust von 9,6 Millionen, nach einem Gewinn von 19,5 Millionen Franken. Der Umsatz ist mit 8,1 Prozent auf 1,69 Milliarden Franken gewachsen. Dies stimmt Implenia zuversichtlich.
Manager in Norwegen vermisst
Das erste Halbjahr ist demnach als Ausnahme zu verstehen. Die tieferen Gewinne gehen auf Sonderereignisse zurück. In Norwegen etwa ist der Chef von Implenia Norge nicht mehr von einer Wanderung zurückgekehrt. Er gilt seither als vermisst. In der Folge gerieten diverse Projekte ins Stocken. Die gesamte Organisation habe unter Betroffenheit und Unsicherheit gelitten. Der Konzern hat darum das Portfolio in Norwegen neu bewertet. Inzwischen führt die frühere Finanzchefin von Implenia Norge das Geschäft.
In der Schweiz hat das Management entschieden, wegen des hängigen Verfahrens beim Stadion Letzigrund (baublatt berichtete) finanzielle Vorsichtsmassnahmen zu buchen. Dies schmälert den Gewinn ebenfalls. Implenia streitet mit der Stadt Zürich vor Gericht um offene Rechnungen. Der Fall liegt beim Bundesgericht.
Stellenabbau in der Schweiz
Weiter hat Implenia in der Schweiz «Kapazitätsanpassungen» vorgenommen, wie das Unternehmen schreibt. Der damit verbundene Stellenabbau wurde bereits im Mai bekannt (baublatt berichtete). Die Rede war von einer mittleren zweistelligen Zahl. Weitere Angaben macht Implenia in der neuesten Mitteilung nicht. Insgesamt belaufen sich die Anpassungen im Segment Schweiz auf rund 20 Millionen Franken, heisst es.
In der Schweiz sind die Bereiche Buildings, Modernisierung und Strassen- und Tiefbau gebündelt. Die Gruppe erwirtschaftet mit diesem grössten der drei Segmente einen Umsatz von 1,06 Milliarden Franken, nach 1,08 Milliarden Franken im Vorjahreszeitraum. Die operative Entwicklung der gesamten Gruppe sei positiv, betont Implenia. Die Auftragsbücher sind voll. Der Bestand lag Ende Juni mit rund 6 Milliarden Franken deutlich über dem Vorjahreswert von etwa 5,2 Milliarden Franken. Die Mittelfristziele bestätigt der Bauriese.
Für das laufende Jahr wird der operative Gewinn EBIT zwar unter 100 Millionen Franken zu liegen kommen. Bisher ging der Konzern von bis zu 150 Millionen Franken aus. Dennoch bleibe das Management zuversichtlich, heisst es. Doch Aktionäre sind ob der Gewinnwarnung alarmiert. Der Kurs fiel am Vormittag um mehr als 11 Prozent. (sda/pb)