Implenia klagt gegen die Stadt Zürich
Die Unstimmigkeiten zwischen der Stadt Zürich und dem Baukonzern Implenia in Bezug auf das Stadion Letzigrund beschäftigt jetzt Gericht. Gestern reichte Implenia beim Bezirksgericht Zürich Klage wegen Bau-Mehrkosten ein. Die Stadt schulde dem Unternehmen 22,9 Millionen Franken.
Ausgelöst worden sein die Mehrkosten durch insgesamt 1392 Änderungen, welche die Stadt verlangt habe, sagte Raffael Brogna, zuständig für Implenia- Bauprojekte in der Region Zürich, an der Medienkonferenz. Die Mehrkosten der Änderungen betragen laut Brogna 37 Millionen Franken. Die Schlussabrechnung von Implenia betrage 119,5 Millionen Franken. Die Stadt Zürich habe 96,6 Millionen bezahlt. Somit schulde die Stadt dem Konzern noch 22,9 Millionen Franken. Diese habe man nun eingeklagt. Weitere Mehrkosten von neun Millionen Franken habe Implenia auf eigene Rechnung übernommen, um die termingerechte Fertigstellung des Stadions zu sichern. Die Mehrkosten sind laut Brogna der Stadt jeweils umgehend mitgeteilt worden. Zudem habe man wiederholt versucht, eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Stadt begüsst Gang vor Gericht
Bei der Stadt begrüsst man den Entscheid von Implenia, eine Klage einzureichen. Das habe man Implenia schon vor zwei Jahren geraten, sagte Urs Spinner, Sprecher des Hochbaudepartementes, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. So kämen alle Fakten auf den Tisch. Die Stadt sei nach wie vor der Ansicht, sie habe alle Leistungen, die vertraglich vereinbart worden seien, auch bezahlt, sagte Spinner weiter. Nach Ansicht von Implenia sucht die Stadt seit Herbst 2009 "gezielt nach sogenannten Baumängeln, um Implenia unter Druck zu setzen und zu beweisen, dass das Stadion nicht gebrauchsfertig gewesen sei". In Sachen Sicherheit habe die Stadt Zürich geradezu Panikmache betrieben, warf Implenia-CEO Anton Affentranger der Stadt vor. Es könne keine Rede von "extrem gefährlichen Schäden an den Dachträgern" sein, wie Vertreter der Stadt am Mittwoch gesagt hätten. Er sei schockiert über das rufschädigende Vorgehen einem langjährigen Partner gegenüber.
„Vollständig unbegründet"
Gemäss Implenia haben drei internationale Experten die vollständige Sicherheit der Dachkonstruktion bestätigt. Allfällige Material- und Fertigungsmängel stünden in keinem Zusammenhang mit der Sicherheit der Dachkonstruktion. Sie werden - so Affentranger - im Rahmen der Garantiearbeiten behoben. Denn nach Ansicht von Affentranger hat Implenia das Recht nicht verwirkt, die Mängel zu beheben, wie dies die Stadt am Mittwoch darstellte. Man habe der Stadt bereits am 10. Mai einen Fahrplan zu Behebung von anerkannten Mängeln unterbreitet. Um diese Arbeiten auszuführen, müssen die Stützen, welche die Stadt anbringen liess, jedoch entfernt sein. Laut der Implenia und ihrer Experten war das Anbringen der Stützen „vollständig unbegründet". Die Dachkonstruktion erfülle die normgemässen Sicherheitsanforderungen, Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit seien gewährleistet, sagte Brogna. Der Einbau der Stützen könne gar zu Schäden an der Dachkonstruktion führen. Im Zusammenhang mit der Installation der Stützen seien Implenia bisher Kosten in der Höhe von rund drei Millionen Franken entstanden. Diese Kosten werde man der Stadt Zürich in Rechnung stellen.
Die Stadt stellt sich auf den Standpunkt, dass die anfallenden Kosten wegen der Dachträgerschadens voll zu Lasten von Implenia gehen. Als Totalunternehmerin trage Implenia das Risiko. Zudem seien nach Ansicht der von der Stadt befragten Experten die Stützen aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen, sagte Spinner. Die Stadt halte auch an den angekündigten Reparaturarbeiten an den Stahlträgern sowie den Belastungstest fest, sagte der Sprecher weiter. (sda)