Ist in der Schweiz noch Platz für 1,6 Millionen Menschen?
Mehr nach unten Bauen, mehr Umzonungen und den Umbau bestehender Gebäude – Implenia-Chef André Wyss spricht in einem Interview mit der NZZ über aktuelle Fragen der Branche.
Rein rechnerisch und theoretisch könnte man in der Schweiz zusätzlichen Wohnraum für 1,6 Millionen Menschen erstellen. Das rechnet Implenia-CEO André Wyss im Interview in der aktuellen Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) und auf www.nzz.ch vor. Dabei geht er von der Tatsache aus, dass die Fläche der Schweiz 41'000 Quadratkilometer umfasst, rund fünf Prozent davon Bauzone sind, von denen die Hälfte für Wohnungen vorgesehen ist, und davon, dass von jener Hälfte 17 Prozent noch nicht verbaut sind.
Laut Wyss muss sich einiges ändern, damit der Wohnungsbau reformiert werden kann. Baubewilligungen sollten rascher erteilt werden. «Zudem gibt es auch eine starke Regulierung, etwa beim Denkmalschutz oder Lärmschutz. Beim Lärmschutz sind die Auflagen in den Städten zum Teil sehr grosse.» Zudem meint er, man sehe oft, dass Mieter mit gewissem Lärm weniger ein Problem hätten. Aber gebaut werde trotzdem nicht, weil strenge Vorschriften gälten.
Ausserdem fragt sich Wyss, weswegen nicht mehr umgezont wird, und weshalb bestehende Gebäude nicht umgebaut werden. Eine gelungene Kombination aus Umbau und Neubau erkennt er etwa im neuen Hauptquartier der Zürich Versicherungen aber auch in der Lokstadt in Winterthur. «Wir haben auch eine Bank im Raum Zürich umgebaut in Wohnungen. Aber das ist komplexer und schwieriger. Es braucht umfangreichere Bewilligungen und kann etwas teurer sein, dafür ist es oft nachhaltiger.»
Potenzial im Untergrund
Auf die Anmerkung, dass Implenia viel auf Infrastruktur setzt, entgegnet er, dass Infrastruktur, darunter auch Brücken, Spitäler und Forschungszentren, alle paar Jahr erneuert werden müssen, sonst sei man als innovatives Land nicht mehr vorne dabei. «Diese hochspezialisierten Infrastrukturen werden eine signifikante Nachfrage mit sich bringen.» Einige von Implenias Vorzeigeprojekten seien Spitäler, etwa der Kantonsspital Aarau.
Was die Infrastruktur allgemein anbelangt, sieht er im Untergrund viele Möglichkeiten. Wyss wünscht sich, «dass die Schweiz mehr Mut hätte, in den Städten nach unten zu bauen. Eine U-Bahn in der Schweiz gibt es praktisch nicht.» Wenn man sich laut Wyss dagegen überlegt, wie viel Platz Trams in Basel und Zürich brauchen, und wie inneffizient diese Verkehrsmittel zum Teil sind und wie viele Unfälle es gibt, ist die Tiefe «eine mögliche Lösung». (mai)