16:12 BAUBRANCHE

Im Kies unterwegs in die Vergangenheit

Vor Beginn der nächsten Abbauetappe im Kieswerk Ennerberg in Oberdorf hat die Holcim AG die Fachstelle Archäologie des Kantons Nidwalden informiert. Diese nimmt nun eine archäologische Sondierung vor.

Wegen seiner günstigen und zentralen Lage am Fuss des Buochserhorns dürfte der Ennerberg ein idealer Standort für eine Besiedelung gewesen sein. Von dem Plateau aus überblickt man die Talebene und den Unterlauf des Aawassers. Gleichzeitig kann der Verkehrsweg zwischen Stans und Buochs kontrolliert werden, dieser wurde bereits vor dem Frühmittelalter intensiv genutzt worden.

Frühmittelalterliches Steinkistengrab

Schon 1879 stiess man bei Geländearbeiten auf dem Ennerberg auf ein Steinkistengrab mit einem vollständig erhaltenen Skelett. Wie die Lage des Grabes und die fehlenden Grabbeigaben vermuten lassen, stammt das Grab aus einer Zeit als Nidwalden noch nicht christianisiert war. Dieses Grab gilt als einer der wenigen Funde aus der Zeit der ersten Jahrhunderte nach Christus. Besonders wertvoll sind solche Entdeckungen, weil aus dieser Zeit keine Schriftquellen vorhanden sind; die Nidwaldner Geschichte dieser Epoche lässt sich nur aus archäologischen Funden rekonstruieren.

Weil somit weitere wertvolle Funde auf dem Ennerberg möglich wären, aber durch den Kiesabbau unwiederbringlich zerstört werden könnten, wird das Gebiet nun vorgängige archäologisch abgeklärt. Dennoch wird keine Untersuchung des gesamten von der nächsten Abbauetappe betroffenen Geländes ins Auge gefasst. Der Aufwand wäre unverhältnismässig.

Mit Messgeräten in die Erde blicken

Die archäologische Abklärung wird ohne Bodeneingriffe mit einem geophysikalischen Messgerät vorgenommen, das elektrische Spannungen sowie feine Schwankungen im Magnetfeld des Bodens misst. Die Methode erlaubt den Archäologen ohne Grabungen einen Blick in den Boden und Hinweise auf Strukturen wie Mauern oder Gräber zu erhalten. Werden solche entdeckt, könnten diese in einem zweiten Schritt gezielt ausgegraben und untersucht werden. Die Untersuchung findet parallel und unabhängig vom Bewilligungsverfahren der nächsten Etappe des Kiesabbaus statt. (mai/mgt)

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