Im Himmel über Wembley
1889 träumte Parlamentsmitglied William Watkins von einem britischen Eiffelturm. Über 40 Meter höher als seine französische Konkurrenz hätte er werden sollen. Doch finanzielle Probleme und ein sumpfiger Baugrund machten dem Projekt den Garaus. Bewundern kann man es trotzdem: Auf archive.org findet sich die Wettbewerbsdokumentation von 1889 zum Turm. Sie zeigt neben dem Siegerprojekt was sonst noch hätte gebaut werden können.
„Wir wollen auch einen!“ sagte man in London, als 1889 der Eiffelturm in Paris für Furore sorgte. In der Folge schlug Parlamentsmitglied Sir William Watkins vor, im Wembley Park einen solchen zu errichten. Natürlich möglichst grösser als sein 324 Meter hohes Pendant auf dem Festland. Watkin soll sogar Gustave Eiffel, den Erbauer des Pariser Wunderwerks, angefragt haben. Allerdings erteilte dieser den Engländern aus patriotischen Gründen eine Absage. In der Folge wurde ein Wettbewerb für den neuen London Tower ausgeschrieben. Ingenieure aus ganz Europa nahmen Teil. Die eingereichten Vorschläge reichten von simplen Kopien des Eiffelturms bis hin zu skurrilen und extravaganten Konstruktionen.
Doch der britische Turm stand unter einem schlechten Stern: 1892 starteten die Bauarbeiten zur Kreation des Teams Stewart, Maclaren und Dunn. Wegen des sumpfigen Grunds – wo heute das Wembley Stadion steht – kam es immer wieder zu Verzögerungen. Und schliesslich gab es auch Probleme mit der Finanzierung. Als die Metropolitan Tower Company, die mit dem Megaprojekt beauftragt worden war, pleite ging, löste sich der Traum vom 365 Meter hohen Bauwerk in Luft auf. Er endete bei einer Höhe von 47 Metern und ging als „The London Stump“ in die Geschichte der Themsestadt ein. Doch schliesslich brach man ihn ab, weil die Bauruine gefährlich wurde. 1923 entstand an ihrer Stelle das Wembley-Stadion. Als es 2000 neu gebaut wurde, stiessen die Baurbeiter auf die Grundmauern des London Stump.
Bewundern kann man die Eiffelturmkonkurrenz dennoch, und ebenso die Vorschläge der übrigen Wettbewerbsteilnehmer: Auf archive.org wurde die Wettbewerbsdokumentation hochgeladen, inklusive der Bilder. Die PDFs laden zum Staunen und schmökern ein. (mai)
Link: http://archive.org