Hypotheken für Immobilien werden teurer
Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, muss künftig mit höheren Hypothekarzinsen rechnen. Während einige Banken die Zinsen bereits von sich aus erhöht haben, zieht nun auch der Bundesrat die Schraube weiter an und verlangt von den Banken mehr Reserven für Hypothekarkredite.
Quelle: jelep, pixelio
Wer ein Haus kaufen will, wird mehr bezahlen müssen.
„Die Nationalbank und der Bundesrat haben mit Besorgnis die Entwicklung auf dem Wohnliegenschaftsmarkt und dem Immobilienmarkt beobachtet“, erklärte Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf heute vor den Bundeshausmedien. Grund sind die in einigen Regionen ins Exorbitante steigenden Immobilienpreise, die historisch tiefen Zinse und das sich ständig ausweitende Kreditvolumen. Zu Jahresbeginn ortete die Nationalbank (SNB) ernsthafte Risiken für die Stabilität der Banken und der ganzen Volkswirtschaft. Letzte Woche stellte sie dem Bundesrat den Antrag, den so genannten antizyklischen Kapitalpuffer zu aktivieren: Über die ohnehin vorgeschriebenen Reserven hinaus sind Banken nun ab dem 30. September verpflichtet, zusätzliche Eigenmittel von 1 Prozent der ausgegebenen Hypothekarkredite zu halten.
„Widerstandsfähigkeit des Bankensektors stärken“
Andere Kredite, vor allem solche an Unternehmungen, sind laut Widmer-Schlumpf von der Massnahme nicht betroffen. Auch hätten viele Banken schon heute höhere Reserven als vom Gesetz verlangt. Auf bis zu 25 Prozent des ganzen Hypothekarvolumens müssen nach ihren Angaben aber die Eigenmittel erhöht werden. Laut Serge Gaillard, Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, belastet dies die Banken mit zusätzlich rund 3 Milliarden Franken. Die Finanzministerin sprach von einer „massvollen“ Massnahme. Gemäss Eigenmittelverordnung hätte der Bundesrat die Möglichkeit, bis zu 2,5 Prozent zusätzliche Eigenmittel zu verlangen. „Damit will man die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors stärken, man will frühzeitig entgegenwirken, dass es zu einer Blase kommen kann“, sagte sie.
Finma wollte zuwarten
Die Finma hatte in der Anhörung empfohlen, mit der Massnahme noch zuzuwarten und erst die früher getroffenen Massnahmen wirken zu lassen. In ihrem Antrag an den Bundesrat betonte die SNB aber die Bedeutung der präventiven Wirkung des Kapitalpuffers, um dem Aufbau von Ungleichgewichten im Hypothekar- und Immobilienmarkt entgegenzuwirken. Eine verspätete Aktivierung könnte im Extremfall sogar kontraproduktiv sein, zeigte sich die Nationalbank überzeugt.
Die Diskussion um Massnahmen gegen den heiss laufenden Hypothekar- und Immobilienmarkt läuft schon seit Monaten. Bereits im November 2011 schlug der Bundesrat vor, Eigenmittelvorschriften für Hypotheken zu verschärfen. Die Banken wendeten dies ab, indem sie sich zu strengeren Bedingungen für Kredite an Risikoschuldner verpflichteten. Gleichzeitig schuf der Bundesrat aber die Rechtsgrundlage für den antizyklischen Kapitalpuffer. Die Anzeichen für dessen Aktivierung hatten sich in den letzten Monaten verdichtet. Im dritten Quartal des letzten Jahres warnte die UBS erstmals seit den 90er-Jahren vor dem Risiko einer Immobilienblase. Die entsprechenden Indikatoren sind seither laufend gestiegen.
In den letzten Wochen setzten schliesslich einige Banken der historischen Talfahrt ein Ende und hoben die Zinse von Hypotheken mit fixiertem Zinssatz erstmals wieder etwas an. Damit konnten sie die Befürchtungen der SNB aber nicht zerstreuen. „Immobilienkrisen stellen eines der grossen Stabilitätsrisiken dar“, sagte Gaillard. Niemand als die Nationalbank sei besser dafür geeignet, diese Risiken einzuschätzen. (mai/sda)