20:04 BAUBRANCHE

Holländer bauen Polder für Singapur

Teaserbild-Quelle: HDB

Singapur wächst seit den 60er-Jahren stetig, indem neues Land mittels Aufschüttungen dem Meer abgerungen wird. Weil es aber wegen des Klimawandels aber auch aus ökonomischen Gründen Alternativen braucht, setzt Singapur erstmals auf Polder – wie man sie in Holland und Flandern seit Jahrhunderten kennt.

Mehr Grund für ein stetig wachsendes Land? So soll Palau Tekong dereinst aussehen. (HDB)

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Mehr Grund für ein stetig wachsendes Land? So soll Palau Tekong dereinst aussehen.

Nordöstlich von Singapur liegt Pulau Tekong. Mit einer Fläche von 24.4 Quadratkilometern ist das Eiland die grösste der insgesamt 63 Inseln, die zum Stadtstaat gehören. Einst waren hier Fischer und Bauern zu Hause, heute sind auf Insel verschiedene militärische Einrichtungen untergebracht. Und nun soll mit ihr zusätzlicher Grund geschaffen werden, indem sie vergrössert wird. Landgewinnungen sind für Singapur nichts Neues: Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist der Stadtstaat mittels Aufschüttungen von 581 Quadratkilometern in den 60er-Jahren auf heute 710 Quadratkilometer angewachsen. Bis 2033 wollen die Behörden weitere 100 Quadratkilometer dem Meer abtrotzen.

Zwar soll Projekt auf Pulau Tekong soll „nur“ 8.1 Quadratkilometer generieren, aber die Technik ist für Singapur neu: Polder. In Holland und in Flandern wird sie seit Jahrhunderten angewandt. Dabei handelt es sich um mit Deichen vom Meer abgetrenntes Land, das dadurch häufig unabhängig von Ebbe und Flut unterhalb des Wasserspiegels liegt. Damit das Gebiet nicht überschwemmt, wird das Wasser über ein Netz aus Entwässerungsgräben aus dem Polder durch die Deiche hinaus gepumpt. Das Projekt für Singapur stammt ebenfalls aus Holland oder vielmehr vom internationalen Ingenieurbüro Royal Haskoning DHV mit Sitz in Amsterdam, das sich unter anderem auf Wassereinrichtungen spezialisiert hat. Die Anlage von Pulau Tekong besteht aus einem zehn Kilometer langen und sieben Meter hohen Deich (siehe Visualisierung). Zudem sind neben einem Entwässerungsnetz ein zentrales Pumpwerk sowie zwei Pumpstationen geplant.

Klimawandel und weniger Sand

„Mit den Erfahrungen, die wir beim Deichbau sammeln, lernen wir auch, wie wir künftig mit Küstengebieten umgehen“, sagte Lawrence Wong, Minister für Entwicklung, in einem Videointerview mit dem Newsportal der „Straits Times“. „Dies ist für uns angesichts der drohenden Auswirkungen des Klimawandels wichtig.“ – Der Baustart ist für Ende Jahr vorgesehen, damit könnte Pulau Tekong 2022 ihre „neue“ Grösse erreicht haben.

Der steigende Meeresspiegel ist nicht der einzige Grund für Polder. Für bisherigen Aufschüttungen musste Grund abgebaggert werden um mit ihm anderswo Land zu schaffen, was wiederum das Ökosystem belastet. Vor allem aber machen Polder Singapur unabhängiger von ihren Nachbarländern: Im Gegensatz zur traditionellen Landgewinnung muss für ein Polder kein Sand importiert werden. (mai)

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