Holcim verkauft Indien-Geschäft für mehr als sechs Milliarden Franken
Der Zement- und Baustoffkonzern Holcim trennt sich über einen Milliarden-Deal von seinem Geschäft in Indien. Worüber in den Medien in den vergangenen Wochen verschiedentlich spekuliert wurde, wird damit zur Gewissheit.
Für einen Barerlös von über 6 Milliarden Franken gehen die
Beteiligungen an Ambuja Cement und ACC an die Adani-Gruppe, wie Holcim bereits
am Sonntag mitteilte. Die Veräusserung umfasst die Beteiligung von 63,11
Prozent an Ambuja Cement, die ihrerseits gut 50 Prozent an ACC besitzt, sowie die
direkte Beteiligung von Holcim an ACC in der Höhe von 4,48 Prozent. Adani
bietet 385 indische Rupien je Aktie von Ambuja Cement und 2300 indische Rupien
je Anteil an ACC.
Dies ergibt insgesamt einen Verkaufserlös von 6,4 Milliarden Franken. CEO Jan Jenisch zeigte sich erfreut über den erzielten Preis, wie er an einer Telefonkonferenz ausführte. Finanzchefin Géraldine Picaud bezifferte den erwarteten Buchgewinn auf 1,5 bis 2,0 Milliarden Franken, abhängig unter anderem vom Wechselkurs der indischen Rupie am Stichtag.
Ausbau von «Lösungen & Produkte» im Vordergrund
Die Mittel aus dem Verkauf sollen in erster Linie für den Ausbau des Bereichs «Lösungen & Produkte» verwendet werden, was bereits in den vergangenen Jahren das bevorzugte Investitionsfeld von Holcim war, aber auch für die anderen Geschäftsfelder. Holcim will erklärtermassen den Umsatzanteil von «Lösungen & Produkte» bis 2025 auf rund 30 Prozent erhöhen.
Laut Jenisch werden derzeit rund 10 Akquisitionsziele genauer untersucht. Darunter seien sowohl grössere Unternehmen als auch mögliche Ergänzungsakquisitionen. Trotz des Fokus auf die Division «Lösungen & Produkte» will Holcim nicht aus dem Zementgeschäft aussteigen, bei der Zementproduktion aber die Emissionen senken. Indien allein generierte bislang gut einen Viertel der CO2-Emissionen von Holcim.
Dass die Mittel aus dem Verkauf auch für Aktienrückkäufe oder für eine Sonderdividende genutzt werden könnten, wollte Jenisch nicht ausschliessen. «Priorität hat für uns der Ausbau des Geschäfts», sagte er. Sollten sich die angedachten Zukäufe aber nicht wie erwartet umsetzen lassen, werde man sich überlegen, wie die Aktionäre allenfalls an der starken Bilanz beteiligt werden könnten.
Rund 13 Prozent des Umsatzes fallen weg
Für Jenisch ist Adani der «perfekte neue Eigentümer» für das Indien-Geschäft von Holcim. Die Adani Group ist ein Unternehmen mit Sitz in Indien und verfügt über ein Portfolio, das von Infrastruktur bis Energie reicht. Ambuja Cement und ACC verfügen gemeinsam über 31 Zement- und 78 Transportbetonwerke und trugen 2021 mit über 10'000 Mitarbeitern rund 13 Prozent zum Umsatz von Holcim bei. Holcim erwartet den Abschluss der Transaktion voraussichtlich im zweiten Semester 2022.
Analysten sehen den Verkauf als richtigen Schritt auf dem
Weg zur Transformation von einem zementlastigen Baustoffhersteller hin zu einem
Anbieter von nachhaltigeren Baulösungen. Als leise Enttäuschung wird hingegen
gewertet, dass es keine Sonderausschüttung an die Aktionäre gehen soll. Die
Aktie gibt zum Wochenstart denn auch leicht nach. (awp
sda)