Heizöl in der Schweiz: Günstig wie seit vier Jahren nicht mehr
So billig wie letzte Woche war Heizöl in der Schweiz seit 2016 nicht mehr zu haben. Nebst dem Ölpreis - die Rohölpreis notieren derzeit auf einem sehr niedrigen Stand - sind noch weitere Faktoren verantwortlich dafür.
Quelle: He Gong, Unsplash
Das Heizöl, das diesen Radiator versorgt und die Katze wärmt, ist im Vergleich zu den letzten Jahren billig.
Der Preis pro 100 Liter Heizöl ist gemäss dem Heizöl-Preisindex von Agrola Anfang September bei einer Abnahme von mindestens 3'000 Litern unter die Marke von 62 Franken gefallen. Tiefere Notierungen wurden zuletzt Anfang 2016 erreicht. Zu Jahresbeginn 2020 lag der Preis für 100 Liter noch bei über 90 Franken.
Seit dem die Zusatzkürzungen des OPEC-Kartells im August weg gefallen sind wird wieder mehr Öl auf den Markt geschwemmt, heisst es in einem Marktbericht der Ölhändlerin Migrol zu den Hintergründen des Preissturzes. Und das einer Zeit, in der der Markt "ohnehin überversorgt" sei.
Corona-Krise schmälert Nachfrage
Der Einbruch der Weltwirtschaft im Zuge der Corona-Krise hat die Nachfrage nach dem Schwarzen Gold geschmälert. Gleichzeitig laufen aber die Ölpumpen auf unvermindert hohen Touren. Das setzte die Rohölpreise unter Druck. Hinzu kam die Schwäche des US-Dollar gegenüber dem Franken und vor allem dem Euro. Darum notieren die Heizölpreise etwa in Deutschland noch tiefer: Dort meldete das Info-Portal Tecson vor dem Wochenende einen deutschlandweiten Durchschnittspreis von 39,70 Euro für 100 Liter bei Abnahme von 3'000 Litern. Das war mit Ausnahme weniger Tage im Januar und Februar 2016 der niedrigste Heizölpreis seit Juli 2004.
Dass im nördlichen Nachbarland noch ältere Rekorde gepurzelt sind, liegt aber auch an den unterschiedlichen Abgaben. Laut Avenergy Suisse wird Heizöl in der Schweiz mit 25,44 Franken pro 100 Liter belastet. Dies entspricht laut dem Interessenverband der Importeure flüssiger Brenn- und Treibstoffe einem Satz von 96 Franken pro Tonne CO2. "Die CO2-Abgaben tragen den Löwenanteil zum Preisunterschied bei", erklärte Avenergy-Suisse-Sprecher Daniel Schindler im Gespräch mit AWP. Diese seien auch im internationalen Vergleich hoch, bestätigt ein Sprecher von Migrol: "In der Schweiz haben wir die mit Abstand höchste CO2-Abgabe auf Heizöl im Vergleich zu unseren Nachbarländern."
Die Tanks sind schon voll
Angesichts der aktuell tiefen Preise sei die Nachfrage nach Heizöl aber dennoch "vergleichsweise normal", sagt Schindler. Viele Besitzer einer Ölheizung hätten bereits im Frühjahr aufgrund der damals schon relativ tiefen Preise ihre Tanks gefüllt: "In der Tat registrierten unsere Händler im Frühjahr eine Zunahme an Bestellungen." Auch die Migrol verzeichnete bereits in den Monaten März und April eine ungewohnt hohe Nachfrage. Damals hätten die Bestellungen "ein noch nie da gewesenes Niveau in kurzer Zeit" erreicht. Aufgrund der seither gut gefüllten Kundentanks flache das Bestellniveau seither wieder ab.
Ob es deswegen in der traditionell eher starken
Bestellperiode im Herbst und anfangs Winter daher nun zu weniger Anfragen
komme, werde sich aber erst zeigen, meinte der Avenergy-Sprecher. Gleichzeitig betont er, dass auch bei hoher Nachfrage
nicht mit Lieferungsverzögerungen zu rechnen sei: "Die
Versorgungssicherheit mit Heizöl ist in der Schweiz jederzeit garantiert." (awp/sda/mai)