Halter AG lanciert Gegenvorschlag zu geplantem Asylzentrum
Anstelle eines temporären Asylzentrums aus Containern schlägt die Halter AG vor, in Zürich-West eine Überbauung mit günstigen Wohnungen und Gewerbeflächen zu errichten, in der das Zentrum integriert und später umgenutzt werden könnte. Laut Stadtrat Martin Waser (SP) ist der Gegenvorschlag zum Projekt von Bund und Stadt aber nicht realisierbar.
Quelle: zvg
Gegenvorschlag der Halter AG: eine Überbauung mit günstigen Mietwohnungen und Gewerbeflächen, zusätzlich zum Asylzentrum.
Mitten in Zürich-West, auf dem Gottlieb-Duttweiler-Areal, soll ein provisorisches Zentrum für 500 Asylsuchende errichtet werden, als Containerbau und mit einer Laufzeit von 15 Jahren. Dies hatten das Bundesamt für Migration (BFM) und die Stadt Zürich im Februar bekannt gegeben. Im Zentrum soll ein neues, schnelleres Verfahren getestet werden.
Weil die Halter AG befürchtet, dass ein solches das Quartier abwerten könnte, stellt sie nun einen Gegenvorschlag zur Diskussion: Bei ihrer Projektstudie ist das Zentrum Teil einer grösseren Überbauung, zu der 325 günstige Mietwohnungen und rund 9400 Quadratmeter Gewerbeflächen gehören. Beim Asylzentrum selbst schlägt die Generalunternehmung vor, es so zu konzipieren, dass seine Räumlichkeiten später zu Wohn- und Gewerbräume umgenutzt werden können.
Unabhängig von der Diskussion, ob ein Asylzentrum inmitten eines urbanen, aufstrebenden Quartiers von Zürich sinnvoll sei, stelle sich die Frage, ob eine temporäre Anlage in Form eines Containerbaus ökonomisch opportun, städtebaulich vertretbar und einer prosperierenden Stadt- und Quartierentwicklung förderlich sei, heisst es in der Medienmitteilung der Halter AG. Zudem liegt das Duttweiler Areal laut der Generalunternehmung an einem "strategisch bedeutsamen Ort", das heisst an der Kreuzung zur neuen Einfallsachse Pfingstweidstrasse und in unmittlbarer Nachbarschaft Hochschule der Künste in unmittelbarer Nachbarschaft. "Sollte aus dem Provisorium ein 'Providurium' werden, was angesichts der im ganzen Land emotional geführten Standortdiskussion von Asylzentren nicht ausgeschlossen ist, wäre eine städtebauliche Entwicklung sogar auf Jahrzehnte blockiert", schreibt die Halter AG in ihrer Medienmitteilung.
"Sorgfältiger Planungsprozess"
Mit ihrem Vorschlag, der in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Architekturbüro Olivier de Perrot entstanden ist, will die Generalunternehmung einen Diskussionsbeitrag leisten. Zur "leider bisher nicht erörterteten Frage, was an diesem Ort städtebaulich sinnvoll im Interesse einer nachhaltig Stadtentwicklung angebracht wäre". Zudem soll die Vision der Halter zu einem "sorgfältigen Planungsprozess mit einem städtebaulich architektonischen Wettbewerbsverfahren" Anstoss geben.
Dies dürfte kaum passieren. Denn das Testzentrum des BFM und der Stadt soll schon kommenden Januar den Betrieb aufnehmen. Gegenüber der Nachrichtenagentur SDA kommentierte Sozialdepartementsvorsteher Martin Waser (SP) den Vorschlag als "interessanten Diskussionsbeitrag". Dieser zeige, dass ein Asylzentrum in diesem Kreis grundsätzlich möglich sei. Allerdings sie das Halter-Projekt in dieser Form nicht realisierbar, weil für das Asylzentrum nur 50 Prozent des Duttweiler-Areals zur Verfügung stünden. Laut Waser dient ein Teil dem Tiefbaudepartement als Werkhof, einen zweiten wird die Polizei nutzen. Der Stadtrat hält am eingeschlagenen Weg fest: Die Planungen für das Zentrum laufen weiter. Noch vor den Sommerferien soll die Baueingabe erfolgen. Ziel bleibe, das Testzentrum Anfang nächsten Jahres in Betrieb zu nehmen, so Waser. (mai)
Link zum Gegenvorschlag: www.duttweiler-areal.ch