Grosse und kleine Gartenträume
Unter dem Titel "High and Low - Gärten zwischen Kunst, Luxus und Alltag" lädt die aktuelle Ausgabe des Jahrbuchs der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur zu einer spannenden Entdeckungsreise ein, durch Schreber- und Bauerngärten sowie durch verborgene, prächtige Anlagen.
Quelle: wikimedia.org
Gartenzwerge waren nicht immer ein Sinnbild der Spiessigkeit.
Zwerge bevölkern nicht nur Sagen und Märchen sondern auch Gärten. Die Kunststoff- und Ton-Kerlchen gelten vielen als Inbegriff der Spiessbürgertums. Doch das war nicht immer so. Ernst Graf Thun, der im 17. Jahrhundert im Park seines Schlosses in Salzburg einen "Zwergerlgarten" mit 28 kleinen Marmorstatuen anlegen liess, dürfte damals mit seinem Projekt wohl eher zu den extravaganten Gartenfreunden als zu den spiessigen gehört haben. Knapp 200 Jahre später kam ein findiger Töpfer im süddeutschen Thüringen auf die Idee, Tonzwerge herzustellen, die er den Bewohnern des Zwergerlgartens nachempfand. Sie fanden dermassen reissenden Absatz, dass sie ab 1872 in Serie produziert wurden. Seither haben sie Schreber- und Vorgärten genauso erobertwie Fenstersimse und Balkone.
Der Erfolg des Gartenzwerges ist nur eine von vielen Geschichten, die das aktuelle Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Gartenkultur erzählt. Sie illustriert aber schön das diesjährige Thema «Gärten zwischen Kunst, Luxus und Alltag». So erfährt man wie Künstler ganze Gartenlandschaften gestalten, wie barocke Gartenkultur den Bauerngarten geprägt hat, was den Besitzern eines Familiengartens ihr wild bepflanztes Stück Land bedeutet und von den Chinampas, einer aussterbenden mexikanischen Kleingartentradition, in der das bepflanzte Land aus kleinen Inseln besteht. (mai)
SGGK Schweizerische Gesellschaft für Gartenkultur (Hrsg.)
High and Low - Gärten zwischen Kunst, Luxus und Alltag
vdf, Hochschulverlag der ETH Zürich
2012, ca. 120 Seiten, zahlreiche Abbildungen,
durchgehend farbig, Format 21 x 26 cm, broschiert
ca. 42 Franken
ISBN 978-3-7281-3478-3