Gletscherabbruch droht im Jungfraumassiv
Am Giesengletscher im Jungfraumassiv droht ein grösserer Gletscherabbruch. Auf rund 2800 Metern klafft in der Gletscherzunge eine riesige Spalte. Menschen oder Siedlungen wären von einer allfälligen Eislawine keine bedroht. Sorgen bereitet der Gemeinde Lauterbrunnen eher, dass sich hinter dem abgebrochenen Eis Wasser stauen könnte.
Bei einem Bruch des Eisdamms könnten Flutwellen zu Tal stürzen und den Bach Lütschine über die Ufer treten lassen. Doch soweit ist es noch nicht. In den vergangenen Wochen kam es erst zu kleineren Eisabbrüchen, wie lokale Medien verschiedentlich vermeldeten. Die Brocken stürzten Richtung Trimmleten, ein unbewohntes Gebiet hoch über dem Lauterbrunnental. Die Gemeinde liess das Gebiet nach eigenen Angaben Anfang September umgehend sperren. Von der Massnahme betroffen ist ein Wanderweg. Experten schliessen indessen nicht aus, dass auch grössere Mengen Eis abbrechen könnten. Ebenso gut möglich ist aber, dass das Eis oben bleibt und sich die Lage im Winter stabilisiert. Ende September teilte die Gemeinde mit, dass der Gletscher ständig überwacht wird. Sie hat Geld gesprochen für eine Flutwellenberechnung und die Installation einer Kameraüberwachung.
Im Berner Oberland war es in den letzten Jahren verschiedentlich zu Fels- und Gletscherabbrüchen und zur Bildung von Gletscherseen gekommen. Jüngstes Beispiel ist ein Gletschersee an der Plaine Morte oberhalb der Lenk. Diesen Sommer musste in Grindelwald ein Campingplatz geräumt werden, weil aus dem Oberen Grindelwaldgletscher plötzlich viel Wasser abfloss. Bei dem nur wenige Kilometer entfernten Unteren Grindelwaldgletscher wurde gar für 15 Millionen Franken ein Stollen gebaut, damit der dortige Gletschersee keine Schäden verursachen kann. 2006 sorgten Felsstürze an der Ostflanke des Eigers für Aufsehen. Schon vor Jahren bildete sich vor dem Triftgletscher oberhalb von Gadmen ein grösserer See. (sda)