Gestrige Einfamilienhäuser?
„Einfamilienhäuser: ein Auslaufmodell?“ fragte der Heimatschutz an seiner letzten Tagung. Die Referenten kamen zum Schluss, dass das Bauen von Einfamilienhäusern nicht mehr zeitgemäss sei und Probleme für künftige Generationen schaffe.
Auch der Schweizer Heimatschutz (SHS) hat sich dem immer grösser werdenden „Anti-Einfamilienhaus-Trend“ angeschlossen. Er bringt zum Ausdruck, dass mit dem Bau von jährlich 12'000 Einfamilienhäusern der Verfassungsauftrag, mit den knappen Ressourcen an Boden haushälterisch umzugehen, nicht erfüllt werden kann. So geht aus der neuesten Gebäude- und Wohnungsstatistik des Bundesamtes für Statistik hervor, dass in den letzten zehn Jahren 110'000 Einfamilienhäuser gebaut wurden, das sind 74 Prozent aller seit 2001 errichteten Wohngebäude. Weil vom öffentlichen Verkehr gut erschlossenes Bauland teurer ist, geschieht die Siedlungsausdehnung mit Einfamilienhäusern verstärkt in ländlichen Gebieten, die etwa von Bus und Postauto mangels genügender Nachfrage schlecht erschlossen sind. Die Folge sind längerfristig hohe Mobilitätskosten. Gleichzeitig wird beobachtet, dass Einfamilienhäuser heute nicht mehr so begehrt sind, wie noch vor Jahren: Während die Generation der Baby-Boomer ihre Einfamilienhäuser zu verlassen beginnt, zieht es jüngere Familien immer weniger in diese älteren Liegenschaften mit nicht mehr zeitgemässen Grundrissen an peripheren Lagen.
Bedürfnisse künftiger Generationen
An der Tagung war man sich weitgehend darüber einig, dass der weitere Bau von Einfamilienhäusern den Bedürfnissen künftiger Generationen und den Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung zuwiderläuft. Es wurde gefordert, die Entwicklungsdynamik dieses Wohnmodells proaktiv zu untersuchen und qualitative Voraussetzungen für eine nachhaltigere Entwicklung der gebauten Umwelt zu formulieren. Verlangt wurde eine Strategie zur „qualitätsvollen Verdichtung“ mittels Zulassung grösserer Bauvolumen, damit die Einwohnerdichte erhöht werden kann. Zudem wiesen die Referenten darauf hin, dass In den Zentren bereits Stadtbrachen regeneriert und eine verdichtete, nachhaltige Quartierentwicklungen gefördert werden - etwas, das den Einfamilienhaus-Quartieren noch bevorstehe.
Der SHS sehe sich von den Erkenntnissen der Tagung bestätigt, heisst in der Medienmitteilung des SHS. Auf die Einzonung reiner Einfamilienhaus-Quartiere sei zu verzichten. Bestehende Quartiere böten genügend Raum, den steigenden Flächenbedarf der wachsenden Bevölkerung ohne neue Baugebiete zu decken. Durch eine gute Baukultur sei die Aufwertung durch Verdichten möglich.
Die Forderungen, die an dieser Tagung erhoben wurden, entsprechen ganz den Argumenten, die auch für die Landschaftsinitiative* der Umweltverbände ins Feld geführt werden. Diese wird vom Schweizer Heimatschutz mitgetragen und fordert, dass die Gesamtfläche der Bauzonen während 20 Jahren nicht vergrössert werden darf. In diesem Sinne diente die Tagung wohl auch der Motivation für den kommenden Abstimmungs-Kampf. (mai/mgt)